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Grabeskirche wieder geöffnet

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02.03.2018
Nach der Schliessung der Grabeskirche in Jerusalem sucht die Regierung Israels einen Kompromiss im Streit mit den christlichen Kirchenoberhäuptern. Die Rechte der Christen müssen bewahrt werden, sagt ein in der Schweiz lebender armenischer Pater.

Nach einer dreitägigen Schliessung der Grabeskirche in Jerusalem können Gläubige und Touristen die heilige Stätte nun wieder betreten. Von Sonntag bis Mittwochmorgen hielten die christlichen Oberhäupter, die sich die Verwaltung der Grabeskirche teilen, die Eingangstür zur heiligen Stätte verschlossen.

Mit dieser Aktion protestierten sie gegen eine Steuerforderung der Stadt Jerusalem an die eigentlich von Steuern befreiten Kirchen und gegen ein Gesetzesvorhaben, das die Besitzrechte der Kirchen tangiert. Aus Solidarität schloss auch die evangelisch-lutherische Erlöserkirche, die sich keine hundert Meter von der Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt befindet, ihre Türen.

Zum Gespräch bereit
Nun sucht Israel im Streit mit den christlichen Kirchen einen Kompromiss und strebt Verhandlungen mit allen Beteiligten an. In der Zwischenzeit würden alle entsprechenden Gesetzesvorhaben ruhen. Die Verwalter der Grabeskirche zeigten sich über diesen Schritt erleichtert.

In einem gemeinsamen Schreiben äusserten die griechisch-orthodoxe und die armenische Kirche sowie die Franzsikanerkustodie ihre Gesprächsbereitschaft, «um sicherzustellen, dass unsere heilige Stadt, in der unsere christliche Präsenz weiter vor Herausforderungen steht, ein Ort bleibt, an dem die drei monotheistischen Glaubensgemeinschaften zusammenleben und gedeihen können.»

Steuerforderung und Gesetzvorhaben
Die Protestaktion der Kirchen richtete sich gegen millionenschwere Steuerforderungen der Stadt Jerusalem für Gebäude der Kirchen, die nicht heilige Stätten sind – wie etwa von Kirchen betriebene Gästehäuser. Zudem beschwerten sie sich über einen Gesetzesentwurf, der dem Staat die rückwirkende Enteignung von Grundstücken ermöglichen soll, die die Kirchen seit 2010 an Privatinvestoren verkauft haben.

Die Kirchenvertreter kritisierten am Sonntag das Vorgehen der Stadt als «einen systematischen Angriff gegen Christen im Heiligen Land». Die Ereignisse würden die Bande jahrzehntelanger Verbindungen zwischen den christlichen Gemeinden und den Behörden zerstören, erklärten die Patriarchen gemeinsam vor der verschlossenen Eingangstür der Grabeskirche.

Rechte der Christen bewahren
Der in der Schweiz lebende armenische Pater Abel Manoukian sieht in den von Israel erwogenen Schritten keinen Zusammenhang mit der amerikanischen Anerkennung von Jerusalem als Israels Hauptstadt, sondern vielmehr eine Einschränkung der Rechte der Christen im Heiligen Land.

«Und genau diese Rechte gilt es zu bewahren», sagt Manoukian – der am Tag der Wiedereröffnung der Grabeskirche mit der zuständigen Person im armenischen Patriarchat in Jerusalem gesprochen hat. Man habe Angst davor, dass, wenn man ein wenig nachgebe, die Rechte der Christen immer weniger werden würden, sagt Manoukian, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund.

Nicola Mohler, reformiert.info, 1. März 2018

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