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Die Bibel unterm Bier

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27.10.2016
Reformation für einmal feucht-fröhlich? In Deutschland stösst die Hessener Kirche mit der Bibel auf Bierdeckeln Diskussionen an.

Mit Bastelbogen für einen «R», Kugelschreiber, Notizbuch oder Tasse ist das Schweizer Angebot eher trocken – jedenfalls jenes im Shop der Website des Kirchenbundes zum Reformationsjubiläum (www.ref-500.ch). In eine etwas andere Richtung zielt derweil eine Aktion zum Auftakt des Jubiläumsjahrs 2017 in Deutschland.

Warum nicht bei ein paar Bieren über die Welt und auch Gott diskutieren? Die Evangelische Kirche Hessen-Nassau (EKHN) scheint kein überzeugendes Argument dagegen gefunden zu haben. Und deckte ihre Kirchgemeinden mit 250'000 Bierdeckeln – also Untersetzern – ein.

Lutherbibel in drei Sätzen
Der Clou der Aktion: Auf den Bierdeckeln ist nach Ansicht der Kirche die gesamte Lutherbibel zusammengefasst. «30'442 Verse in 3 Sätzen» werden auf der einen Seite versprochen. Und auf der anderen: «Jesus bringt es auf den Punkt: 1. Liebe Gott. (Vielleicht erst mal kennenlernen?) 2. Liebe Dich selbst. (Egal, was dein Spiegel heute sagt.) 3. Liebe die Anderen. (Koste es, was es wolle?) – Reden wir drüber.»

Sollte das allein nicht schon Anlass zum Reden geben, finden sich weitere anregende Zitate und Fragen online – die Website ist auf dem Bierdeckel angegeben. Zu jedem der drei Punkte können verschiedene Dreierpäckli an Aussagen angeschaut werden: jeweils eine Bibelstelle, ein meist philosophisches Zitat und eine Frage.

Darunter sind beispielsweise Zitate zu finden wie dieses von Mo Ti, einem chinesischen Philosophen: «Die Liebe zu den Menschen schliesst die eigene Person nicht aus.» Oder Fragen wie: «Warum ist es so schwer, mich selbst zu lieben?»

«Hochwertiger Untersetzer»
Diese Anregungen sind zwar gestaltet, wie wenn sie sich auf Bierdeckeln fänden – gedruckt werden sie aber nicht. «Wir haben uns bewusst dafür entschieden, nur eine Variante zu drucken. Wir wollen einen hochwertigen Untersetzer und einen einzigen Kommunikations-Anlass schaffen», begründet EKHN-Pressesprecher Volker Rahn die Beschränkung. Schliesslich wäre sonst die ganze Bibel wieder nicht auf einem einzigen Bierdeckel, sondern hätte auf verschiedene verteilt werden müssen.

Wichtig ist dem Pfarrer Rahn vor allem die Direktheit: Die Kirche soll verständlich präsent sein – und zwar in der Kneipe als einem Ort, wo die Menschen ungezwungen ins Gespräch kommen über Gott und die Welt, das Leben und den Glauben.

Zugleich müsse alles, was auf einem Bierdeckel steht, ganz konzentriert und klar sein. «Und die treffendste Antwort liefert Jesus im Matthäusevangelium mit dem Verweis auf die Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe als wichtigste Gebote», sagt Rahn.

Erfrischende Aktion
Mit dem Versand an die Kirchgemeinden werden diese ermuntert, selbst Aktionen zu starten, bei Weinfesten etwa oder in Gaststätten. Und vor allem von Kirchenferneren habe er durchwegs positive Reaktionen erhalten, stellt Volker Rahn fest: «Es wird als erfrischende Aktion empfunden.»

Am kritischsten hätten Pfarrpersonen reagiert: wegen der theologischen Konzentration auf die Kernaussagen. Doch auch darüber freut sich Pfarrer Rahn: «Schon hatten wir das, was wir mit dem Deckel auch auslösen wollten: eine muntere Debatte über den Glauben.»

Insgesamt seien sie vom Erfolg überrascht, bilanziert Rahn. So böte sich doch eine Verlängerung und Ausweitung der Aktion an? Der Pressesprecher würde sich freuen: «Eine wundersame Bibel-Bierdeckel-Vermehrung wäre natürlich auch schön.» Doch das sei eine Kostenfrage und werde noch angeschaut; immerhin hat sich die Evangelische Kirche Hessen-Nassau das Ganze schon 685'000 Euro kosten lassen.

Zur Website der Bierdeckel-Aktion

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Marius Schären / reformiert.info / 27. Oktober 2016

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