Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Palmölplantagen bedrohen Kleinbauern

min
06.03.2017
Nutella, Margarine, Fertignudeln, Lippenstifte: Überall ist Palmöl zu finden. Kartini Samon arbeitet in Indonesien und äussert sich zu den oft tragischen Auswirkungen der Industrie auf Mensch, Tier und Klima.

Kartini Samon, Palmöl macht fast ein Drittel des weltweit verwendeten Speiseöls aus. Indonesien ist der weltgrösste Palmölproduzent. 2015 wurden dort mit 33,4 Millionen Tonnen Palmöl die Hälfte der weltweiten Produktion hergestellt. Welche Folgen hat das auf die lokale Bevölkerung in Indonesien?
Die Palmölplantagen verursachen Schäden an Mensch und Umwelt. Aber die Palmölindustrie beeinflusst auch das Ess- und Konsumverhalten der lokalen Bevölkerung: Früher haben wir mit verschiedenen Speiseölen gekocht – traditionell nutzten wir Kokosnusöl. Doch heute findet man in den Läden nur noch Palmöl. Achtzig Prozent des in Indonesien produzierten Palmöls wird normalerweise exportiert. Wenn die Preise für Palmöl im Ausland aber steigen, wird noch mehr ins Ausland verkauft – es gibt keine Höchstgrenze. Das hatte 2008 und 2010 einen Mangel an Speiseöl in Indonesien zur Folge. Ein Bauer auf Sumatra brachte es wie folgt auf den Punkt: Wir leben in einem Ozean von Palmöl, aber in unseren eigenen Küchen haben wir keines.

Die Flächen mit Ölpalmplantagen sollen in ganz Indonesien kräftig ausgeweitet werden. Eine Studie von Grand View Research schätzt, dass die globale Nachfrage nach Palmöl im Jahr 2022 bei 123 Millionen Tonnen liegen wird – 2014 waren es 74 Millionen Tonnen. Was heisst das konkret für Indonesien?
Der Regenwald wird weiter abgeholzt, was sich auf die Biodiversität auswirkt; Orang-Utans und Tiger sind vor dem Aussterben bedroht. Aber auch die Lebensgrundlage der dort ansässigen Bevölkerung ist gefährdet: Der Wald bietet nicht nur Nutzholz, sondern ist auch Grundlage für Nahrung und Medizin. All das geht mit der Ausbreitung von Palmölplantagen verloren. Früher konnten sich die lokalen Bauern selber ernähren und mussten dafür kein Geld aufwenden. Heute ist das anders. Bauern, die in einer Palmölplantage leben, müssen Nahrungsmittel und sogar Wasser in Flaschen kaufen.

Die Palmölplantagen haben nicht nur Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Sie führen auch zu Landkonflikten.
Ja, weil die Plantagenbetreiber Bauern von ihrem Land vertreiben. Weil es Widersprüche in der Kartographie gibt, kommt es zu Konflikten: Zuständige Behörden erteilen Palmölfirmen die Erlaubnis, dort Palmen anzupflanzen, wo sie keine Bewohner erwarten. Vor Ort treffen die Firmen dann aber auf die lokale Bevölkerung. Diese kann sich dann kaum wehren. So hat sich die indigene Bevölkerung zusammengeschlossen: Sie will keine Palmölplantagen in ihren Dörfern. Aber es gibt Bauern, die ihr Land den Firmen verkaufen. Gehört das Land einmal den Firmen, dann haben sie das Recht ihr Land zu beschützen. Dazu bezahlen sie Militär und Polizei. Das wirft in der Gesellschaft Fragen auf: Wieso arbeiten die Sicherheitsbehörden mit den Firmen zusammen, statt die Bevölkerung zu beschützen?

Sie halten bis Ende März in verschiedenen Kirchgemeinden Vorträge. Warum geht uns das Thema hier etwas an?
Banken, Versicherungen und andere Finanzdienstleister haben in den letzten Jahren verstärkt in die Palmölindustrie investiert und so zur enormen Ausbreitung von Ölpalmplantagen beigetragen. Menschen hierzulande müssen verstehen, was mit ihrem angelegten Geld geschieht. Sie müssen wissen, wo Banken ihr Geld anlegen. Und sie müssen über die Auswirkungen aufgeklärt werden. Die Investitionen in Palmölplantagen haben nicht nur Auswirkungen auf Indonesien. Sie zerstören die Biodiverstität und den Regenwald. Das wirkt sich auf das globale Klima aus.

Nicola Mohler / reformiert. / 6. März 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Unsere Empfehlungen

Die Teuerung trifft die Ärmsten

Die Teuerung trifft die Ärmsten

Die Teuerung der vergangenen Monate trifft insbesondere die weniger gut Verdienenden. Hilfsorganisationen wie das «Tischlein Deck dich» in der Offenen Kirche Elisabethen in Basel verzeichnen eine so hohe Nachfrage, dass Grundnahrungsmittel fehlen. Nun springen eine Stiftung und eine Firma ein.
Ein Prozess mit Signalwirkung (1)

Ein Prozess mit Signalwirkung (1)

Die Anwältin Nina Burri ist Fachperson für Wirtschaft und Menschenrechte beim Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Sie verfolgt den Prozess, den bedrohte Fischer gegen Holcim anstreben.
Teuerung trifft die Ärmsten

Teuerung trifft die Ärmsten

Die Teuerung der vergangenen Monate trifft insbesondere die weniger gut Verdienenden. Hilfsorganisationen wie das «Tischlein Deck dich» in der Offenen Kirche Elisabethen in Basel verzeichnen eine so hohe Nachfrage, dass Grundnahrungsmittel fehlen. Nun springen eine Stiftung und eine Firma ein.