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Hahnenburger statt Petflasche

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21.03.2017
In der Schweiz setzen sich «blue communities» für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser ein. Zum Beispiel die Stadt Bern.

Wasser ist kostbar. Daran denkt man meist nicht, wenn man den Leitungshahn aufdreht und sauberes Wasser hinaussprudelt. Weltweit haben 663 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dies ruft jedes Jahr der Weltwassertag am 22. März in Erinnerung.

Auch in der Schweiz gibt es Organisationen und Institutionen, die sich einem nachhaltigen Umgang mit Wasser verschrieben haben: so genannte «blue communities». Die Universität und die Stadt Bern haben schon vor dreieinhalb Jahren diese Selbstverpflichtung unterzeichnet, die vom Council of Canadians, einer kanadischen Organisation für soziale und ökologische Gerechtigkeit, lanciert wurde. Sie setzen sich dafür ein, dass die Wasserversorgung Aufgabe der öffentlichen Hand bleibt.

In der Berner Stadtverwaltung wird seither ausschliesslich Hahnenwasser ausgeschenkt. Auch der Gemeinderat unterstützt die Idee und verzichtet in seinen Sitzungen weitgehend auf Flaschenwasser. Denn schliesslich brauchen Abfüllung, Verpackung und Transport von Flaschenwasser bis zu tausend Mal mehr Energie als die Verteilung der gleichen Menge Leitungswasser. Regula Buchmüller, Abteilungsleiterin Aussenbeziehungen und Statistik der Berner Präsidialdirektion, sagt: «Flaschenwasser ist bei uns nicht verboten. Aber wir möchten dafür sensibilisieren, dass Leitungswasser aus ökologischen, ökonomischen und ethischen Gründen sinnvoller ist.»

Wasser ist ein öffentliches Gut, das allen gehört und in der Verantwortung aller liegt – dieser Kerngedanke steht im Zentrum von «blue community». Weltweit sei der Handel mit Wasser jedoch ein lukratives Geschäft, erklärt Lisa Krebs von der Fachstelle Oeme der Reformierten Landeskirchen Bern-Jura-Solothurn, die interessierte Städte, Hochschulen und Institutionen auf dem Weg zur «blue communitiy» begleitet. In Ländern des Südens würden öffentliche Wasserversorgungen oft privatisiert. Insbesondere ärmere Bevölkerungsschichten hätten keinen Zugang mehr dazu.

Krebs ist überzeugt: «Auch uns im Wasserschloss Schweiz gehen diese Probleme im Süden etwas an.» Der Wasserverbrauch hierzulande sei mit 162 Liter pro Person und Tag im europäischen Vergleich hoch. Das sei allerdings nur ein kleiner Teil des gesamten Verbrauchs, denn in beinahe allen Gütern des täglichen Bedarfs, die aus dem Ausland importiert werden, stecke Wasser drin.

Wie eine Studie des WWF und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) 2012 gezeigt hat, verstecken sich in einem Kilo Rindfleisch 16'000 Liter Wasser. 200'000 bis 400'000 Liter fallen bei der Produktion eines Autos für Stahl, Textilien und Gummi an. Wenn das so genannte virtuelle Wasser mitgerechnet wird, liegt der Verbrauch in der Schweiz bei 4200 Litern pro Person pro Tag. 82 Prozent davon stammen aus dem Ausland – und zwar auch aus Regionen, in denen Wassermangel oder Konflikte ums Wasser herrschten, betont Lisa Krebs.

Sabine Schüpbach / reformiert. / 21. März 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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