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Jugendliche erleben die wilde Zeit vor 500 Jahren hautnah

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30.10.2017
Geschichte erlebbar machen, das will der Erlebnistag «500 Jahre Reformation in der Stadt Bern». Das scheint den Organisatoren – dem Institut zur Ausbildung von Lehrpersonen NMS Bern – zu gelingen. Sämtliche Führungen sind ausgebucht. Und den Kids gefällt’s.

Im Rucksack hat jeder ein Picknick und das Exkursionsheft dabei. Die Schülerinnen und Schüler, die sich im Rahmen des Erlebnistages in Bern auf die Spuren der Reformation machen, wissen nicht, was sie erwartet. Die Elf- bis Dreizehnjährigen haben natürlich schon gehört von den grossen Umwälzungen, die im 16. Jahrhundert stattfanden: von Luther und seinen Thesen, von der Kirchenspaltung und den Glaubenskriegen. Doch was soll das heute mit ihnen zu tun haben?

Plötzlich mittendrin
Bei der ersten Station, der Französischen Kirche, passiert gleich etwas Unerwartetes. Beim Eintreten müssen alle eine Wertsache abgeben: einen Ohrring, das Portemonnaie, das Handy. Und auch wenn ausdrücklich gesagt wird, dass sie den Gegenstand am Schluss wieder zurückbekommen, ist es doch ein eigenartiges Gefühl, den kleinen Besitz loszulassen. Und schon sind sie mittendrin in der Geschichte: genau so ging es nämlich den Mädchen und Jungen, die vor 500 Jahren in das damalige Dominikanerkloster eintraten.

Mitmachen statt zuschauen
Im anschliessenden Theaterstück wird über Glaubensfragen gestritten und bald schon geht es weiter ins Münster. Hier erkunden die Schüler, wie die Kirche vor der Reformation ausgesehen hat. Im Rathaus spielen sie dann mit in einem Rollenspiel und erleben, was es heisst, vor einem Chorgericht zu stehen. Und zum Schluss arbeiten sie in einem Atelier in der Krypta der Christkatholischen Kirche auf einer Druckerpresse und erfahren anschaulich, was die damalige Medienrevolution für die Menschen bedeutete.

Emotionen haften
«Die Jugendlichen lassen sich reinziehen in die Ereignisse», sagt Peter Künzi, Lehrer in Uetendorf. Er besuchte den Erlebnistag mit einer siebten Klasse und war überrascht, mit welch einfachen Mitteln, bei den Schülern Emotionen geweckt wurden. Besonders im Rollenspiel im Rathaus hätten sie sich sehr engagiert. «Sie verkörperten, unter der Anleitung eines Schauspielers, die Angeklagten vor dem Chorgericht und reagierten hochemotional. Das vergessen sie so schnell nicht mehr.» Künzi ist insgesamt begeistert von der methodisch-didaktischen Vielfalt, die es allen ermögliche, sich berühren zu lassen, und einen Zugang zu finden zu einer längst vergangenen Zeit.

Eine Zeit notabene, die wohl noch lange in den Kirchen der Stadt Bern weiterlebt. Und die Kids von heute werden dereinst vielleicht mit ihren Kindern das Münster oder die Französische Kirche besuchen und ihnen erzählen, wie sie damals in der siebten Klasse eintauchten in die Gefühlswelt von Menschen, die längst tot waren – und dennoch in kleinen Spuren in uns weiterwirken.

Katharina Kilchenmann, reformiert.info, 26. Oktober 2017

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