Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Heute heisst die Botschaft Versöhnung

min
06.11.2017
Zwingli, Luther und Calvin sitzen im Himmel zusammen beim Jass. Mit Hilfe von Jesus und einem Engel lernen sie, was die Botschaft der Reformation für die heutige Zeit ist. Sie tun das im Musical «Der letzte Stich», das seine Premiere in Zürich erlebt hat.

Luther, Zwingli und Calvin treffen sich im Himmel, setzen sich an einen Tisch. Sie jassen, trinken Bier und schauen auf die Erde runter. 500 Jahre sind vergangen, seit sie die Reformation zustande gebracht haben. Und nun? «Schon wieder eine Lutherfeier», quengelt Zwingli. Öde und langweilig sei diese ganze Feierei, finden alle drei. Zugleich sind sie ratlos: «Wir finden keinen Nenner, was die Menschen heute brauchen, und wissen nicht, wie die Botschaft der Bibel und der Reformation in die heutige Zeit zu übersetzen ist», konstatiert ein resigniert wirkender Zwingli.

Erkennen und jassen
Das Ganze ist ein Traum, den ein Vater seiner Tochter auf dem Zeltplatz erzählt. Er tut dies im Reformationsmusical «Der letzte Stich», das am Samstag im Kirchgemeindehaus Zürich-Enge seine Premiere gefeiert hat. Das Stück hat Pfarrer Achim Kuhn geschrieben. Mit ihm übersetzt er die Reformationsbotschaft in die heutige Zeit. «Der Wunsch nach innerem Frieden – das ist das Verbindende zwischen den Menschen zu Luthers Zeiten und uns heutigen Menschen. Damals war die Antwort Rechtfertigung, heute ist es die Versöhnung», sagt der Pfarrer aus Männedorf, der nebst Musicals auch schon mehrere Krimis geschrieben hat.

Anschaulich wird das im Musical umgesetzt. Neben Vater und Tochter auf dem Zeltplatz und den drei Reformatoren im Himmel tritt auf einer dritten Bühne Jesus auf. Singend, zusammen mit einem zwanzigköpfigen Chor, tut er kund, dass im Gleichnis vom verlorenen Sohn die Botschaft für die heutige Zeit steckt. Ihm zur Seite steht ein Engel, der, auf Rollschuhen unsicher herumrollend, den Reformatoren die Botschaft mit Schalk zu übermitteln versucht. Denn die drei sind selber auf Versöhnung und Vergebung angewiesen: Luther, der die Juden hasste, Zwingli, der Täufer ersäufen liess, und Calvin, der Andersgläubige verfolgen und verurteilen liess.

Es braucht seine Zeit, bis die drei Herren die Botschaft der Reformation für heute begreifen. Dann das Ganze ist ziemlich komplex – schliesslich geht es um nichts weniger als um die Versöhnung auf allen Ebenen, zwischen Völkern und Rassen, zwischen Kasten und Klassen, zwischen Mensch und Natur, zwischen Religionen und Konfessionen. Doch zu guter Letzt kapieren es die Reformatoren, und Luther kann wieder zum Wesentlichen kommen. Auf sein «Kommt, wir jassen jetzt» gibt Zwingli die nächste Runde Karten aus.

Auch die Tochter im Campingliegestuhl hats erfasst: Wenn ihr der Papa nach einem Streit das Handy wegnimmt, dann streckt sie ihm die Hand hin zur Versöhnung. Und schon erhält sie ihr Handy zurück, kann zufrieden feststellen: «Alles ist wieder gut.»

Rocken und grooven
Es ist der Humor, der die Stärke des Musicals ausmacht. Witzige Dialoge mischen sich mit tiefsinnigen Gedankengängen. Und alle, ob Profi- oder Laiendarsteller, brillieren mit überzeugenden Leistungen, was das Premierenpublikum am Samstag mit begeistertem Applaus quittierte.

Auch die Musik trägt dazu bei, das Musical zu einem schmissigen Event zu machen. Sie bewegt sich zwischen eingängigen Pop-Harmonien, funkigen Grooves, rockigen Gitarren und stimmigen Chorälen. Komponiert hat sie der 19-jährige Manuel Ledergerber aus Adliswil, der eben für seine Maturitätsarbeit über dier Filmmusik zum Kurzfilm «The Lonely Way», ausgezeichnet wurde.

Das Musical ist offizieller Teil der Reformationskampagne der Reformierten Zürcher Landeskirche. Die Unterstützung durch die katholische Kirche und das Zusammenwirken zwischen dem reformierten Autor Achim Kuhn und dem katholischen Komponisten Manuel Ledergerber machen es zu einem ökumenischen Projekt.

Stefan Schneiter, reformiert.info, 6. November 2017

Unsere Empfehlungen

Mitglied sein oder nicht

Mitglied sein oder nicht

Die digitale Grossgruppen-konferenz der Reformierten Kirche des Kantons Luzern hat sich innert kurzer Zeit zu einem nationalen Event etabliert. Über 200 Teilnehmende aus allen Regionen und Bereichen nahmen teil und diskutierten über das Mitgliedsein.
Den Wandel meistern

Den Wandel meistern

Am 30. April stimmen die Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt über die Totalrevision der Kirchenverfassung ab. Für deren Annahme braucht es eine Zweidrittelmehrheit.