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Voll verschleiert

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08.02.2018
Die Komödie «Cherchez la femme» handelt von religiösem Fanatismus und den Ängsten vor verhüllten Menschen. Der Regisseurin Sou Abadi nähert sich dem Thema mit viel Humor und dem nötigen Respekt.

Leila und ihr Freund Armand sind frisch verliebt. Sie ist arabischer Abstammung, Armands Eltern flüchteten nach der islamischen Revolution aus dem Iran nach Frankreich. Sie studieren zusammen, engagieren sich bei einer NGO, die Migranten bei ihrer Ankunft in Paris hilft, und haben ein gemeinsames Praktikum bei den Vereinten Nationen in New York in Aussicht.

In den Fängen des Fundamentalismus

Doch Mahmoud, Leilas grosser Bruder, will den liberalen Lebensstil seiner Schwester nicht länger dulden. Erst neulich ist er als radikalisierter Muslim aus einem längeren vermeintlichen Urlaub zurückgekehrt. Mahmoud sperrt seine Schwester ein und verbietet ihr sowohl die Uni wie auch den Umgang mit ihrem Freund Armand.

Damit Armand Leila trotzdem besuchen kann, verschleiert er sich komplett. Er gibt sich als Scheherezade aus, die bei Leila Nachhilfe in Französisch nimmt. Mahmoud fällt auf den Trick herein, und so geht Scheherezade in der Wohnung ein und aus. Bald aber verliebt sich Mahmoud in Scheherezade und will bei ihrem Vater um ihre Hand anhalten.

Von Ängsten und Vorurteilen

Sou Abadis Komödie «Voll verschleiert» spielt humorvoll mit den Ängsten und Vorurteilen gegenüber religiösem Fundamentalismus und der Vollverschleierung. Die im Iran aufgewachsene Regisseurin und Drehbuchautorin tut das in ihrem Spielfilmdebüt mit viel Fingerspitzengefühl. Neben lustigen Szenen und Dialogen hat Abadi feinfühlige Porträts ihrer Protagonisten geschaffen.

Viele Szenen sind aus Abadis Leben inspiriert. So etwa, als Armand sich mit dem heissen Tee unter dem Gesichtsschleier verbrennt oder sich seine Füsse im bodenlangen Stoff des Tschadors verfangen. Auch die Rolle von Mitra, Armand Mutter, sei eine Kombination aus ihrer Mutter, ihrem Vater und ihr selber, sagt Abadi im Interview mit Frenetic Films.

Gemeinsam darüber lachen

Und auch ihre irrationale Angst und Ablehnung vor voll verschleierten Frauen, die Abadi auf ihre Kindheit unter dem islamischen Regime zurückführt, spielt im Film eine wichtige Rolle. «Ich habe die Tragödien meines Lebens genommen und sie in eine Komödie verwandelt», sagt Abadi gegenüber Frenetic Films. Und auf die Frage, über wen sie sich in ihrem Film lustig mache: «Über mich selbst. Und Kommunisten, Feministen, Iraner, die intellektuelle Elite und Fundamentalisten. Und zwar in der Hoffnung, dass wir schlussendlich alle zusammen darüber lachen können.»

Nicola Mohler, reformiert.info

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