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Inspiration statt Pension

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09.03.2018
Die Bolderntexte zeigen den Reichtum biblischer Texte und inspirieren zur aktuellen Auseinandersetzung. Mit einem neuen Erscheinungsbild feiern sie den 65. Geburtstag.

Ein Wort aus der Bibel und kluge Gedanken dazu. Das sind die Bolderntexte. Seit 65 Jahren werden sie von Autorinnen und Autoren geschrieben. Zum Kernteam, zu dem 22 Frauen und Männer aus der Schweiz, Deutschland und Österreich gehören, stossen immer wieder prominente Gäste.

Prominente Gäste
Islamwissenschafterin und Sternstunde-Moderatorin Amira Hafner Al-Jabaji zum Beispiel schrieb über den Vers «Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt» (1. Petrus 3,9). Sie verband das Wort mit Suren aus dem Koran. Oder der Schriftsteller Adolf Muschg, der in Männedorf nicht allzu weit vom Bildungszentrum über dem Zürichsee wohnt, widmete sich dem Vers aus dem 1. Korinther 13,1: «Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.»

Ins Leben gerufen hat der damalige Boldern-Leiter Jakob Rinderknecht die Reihe 1953. Er schrieb jeweils eine tägliche Betrachtung zur Losung der Herrnhuter Brüdergemeine. Die Bolderntexte zeigen in ihrer Vielfalt den Reichtum biblischer Texte auf. Und sie suchen nach Möglichkeiten, sie mit Blick auf die heutige Gesellschaft und Lebenswelt zu deuten.

«Lebt euren Glauben!»
Davon zeugt beispielsweise der Versuch der Theologin und langjährigen Bolderntexterin Reinhild Traitler, den pädagogischen Ratschlag aus Epheser 6,4 zu aktualisieren: «Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn.» Dem Satz attestiert Traitler im Kontext «extrem autoritärer und patriarchaler Familienstrukturen» jener Zeit eine erstaunliche pädagogische Weitsicht. Und so sucht sie nach einem Erziehungsmotto, das heute ebenso eine neue Perspektive eröffnet: «Ihr Väter und Mütter, eure Kinder werden von euch nur lernen, was ihr mit ihnen lebt. Also, kauft ihnen weniger Dinge und lebt mehr mit ihnen. Vor allem: Lebt euren Glauben mehr mit ihnen!»

In Pension gehen die Bolderntexte mit 65 Jahren freilich nicht. Vielmehr geben sie sich ein neues, zeitgemässes Kleid. Das überarbeitete Erscheinungsbild verbindet die vertrauten Jahreszeitenfarben mit dem aktuellen Logo von Boldern, der Linde.

Felix Reich, reformiert.info, 8. März 2018

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