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Einstehen für eine bessere Welt

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28.03.2018
Friedensbekundungen zu Ostern haben eine lange Tradition. Seit über 60 Jahren engagieren sich Menschen an Ostermärschen für Frieden und Gerechtigkeit. Dazu gehört auch der Kampf gegen Antisemitismus.

An den kommenden Ostertagen ziehen wieder weltweit Tausende Friedensaktivisten durch die Strassen, um für ihre Überzeugungen einzustehen. Die Friedensbewegung entstand aus dem gewaltfreien Kampf gegen die atomare Aufrüstung in den Fünfzigerjahren. Ihren Höhepunkt erreichte sie Ende der Siebzigerjahre gegen den «Nato-Doppelbeschluss», der die Stationierung von Atomwaffen in der Bundesrepublik Deutschland vorsah.

Friedensweg am Bodensee
Der Internationale Bodensee-Friedensweg ist einer der bekanntesten Ostermärsche der Schweiz mit über 800 Teilnehmern. Er findet seit 2009 jedes Jahr in einer Stadt am Bodensee statt. Dieses Jahr ist Bregenz der Gastgeber.

Den Friedensweg organisieren verschiedene Arbeitsgruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit dabei ist der Güttinger Christian Brönimann. Das Jahr durch arbeitet er als Co-Leiter bei der Institution Betula in Romanshorn. Der Verein begleitet Menschen mit einer psychischen Erkrankung mit Wohnprojekten und Beschäftigungsprogrammen.

Beim Bodensee-Friedensweg engagiert sich Brönimann seit 2015 in der Schweizer Spurgruppe, die den Anlass vorbereitet. Der Sozialpädagoge ist verantwortlich für den Kontakt zu Partnerorganisationen, die Website und das Spendensammeln.

Unter dem Motto «Geld macht Krieg, Dialog macht Frieden» wollen die Veranstalter dieses Jahr die friedensfördernde Funktion des Dialoges thematisieren und sich für eine gerechte Ressourcenverteilung stark machen.

Von der Wirkung überzeugt
Christian Brönimann sieht sich in seinem Engagement für den «Friedensweg» verpflichtet: «Schaut man Tag für Tag in die Zeitungen, dann sieht man, wieso Engagement wichtig ist. Manche Elendsregionen oder Brennpunkte werden nicht mal mehr wahrgenommen.» Darum ist Brönimann von der Wirkung der Ostermärsche überzeugt: «Es macht Sinn, sich mit der Friedensförderung auseinanderzusetzen und andere Modelle davon kennenzulernen. Wir setzen ein farbiges und fröhliches Zeichen, dass es Andersdenkende gibt. Auch als kleiner Bürger kann ich mitbestimmen, welche Entwicklungen begünstigt werden.»

Demonstration gegen Antisemitismus
Nicht nur der Einsatz für den Frieden bringt die Menschen dazu, an Ostern auf die Strasse zu gehen. Auf dem «Marsch des Lebens für Israel», entstanden 2007 aus evangelisch-freikirchlichen Kreisen in Deutschland, arbeiten die Teilnehmenden unter dem Motto «Erinnern – Versöhnen – Zeichen setzen» die Vergangenheit auf und demonstrieren gegen Antisemitismus. Inzwischen haben in zwanzig Nationen und über 350 Städten und Ortschaften Märsche stattgefunden.

Am Ostermontag fällt mit dem Teilstück von Konstanz nach Kreuzlingen der Startschuss für den einmonatigen Gedenkmarsch quer durch die Schweiz. Das Ziel ist der UNO-Hauptsitz in Genf mit Zwischenhalten in Zürich, Bern und Payerne.

Urs Jundt ist langjähriger Teilnehmer des Marsches. Dieses Jahr leitet der Arzt zusammen mit seiner Frau Susanna die Organisation der Startveranstaltung. Das Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg und das Mitwirken der Schweiz bei der Deportierung beschäftigt das Ehepaar seit langem. Die beiden sind beeindruckt von der Wirkung des Anlasses. «Offizielle Stellen aus Politik und Wissenschaft sind immer mehr bereit, sich mit der unrühmlichen Vergangenheit zu beschäftigen und daraus zu lernen», meint Urs Jundt.

Nachholbedarf für die Schweiz
Diese Bereitschaft habe erst vor einigen Jahrzehnten begonnen, betont Jundt. Die Schweiz habe viel Nachholbedarf: «Im Vergleich zur weltweiten Bewegung müssen wir noch einiges unserer antisemitischen Geschichte aufarbeiten.» Urs Jundt hat entsprechend hohe Erwartungen an den Marsch: «Wir erhoffen uns eine ungeschminkte Erinnerungskultur an den Antisemitismus. Die Menschen sollen zu ihren Fehlern stehen und daraus lernen, damit sich ein solches Ereignis nicht wiederholt.» Jundt ist überzeugt: «Nur mit einer aufgearbeiteten Vergangenheit hat man einen ungetrübten Blick für die Realität der Gegenwart und die Gefahren der Zukunft.»

Pascal Häderli, kirchenbote-online, 28. März 2018

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