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«Grosse Genugtuung» für die Johanneskirche-Initianten

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03.05.2018
Seltenes Ereignis in Thun: Eine Initiative wurde in einer Abstimmung von den Mitgliedern der Gesamtkirchgemeinde angenommen. Die Zukunft der Kirchengebäude muss jetzt neu verhandelt werden.

Nach rund sechs Jahren ist die reformierte Gesamtkirchgemeinde (GKG) Thun praktisch wieder auf Feld eins. Am Wochenende hat das Kirchenstimmvolk die Initiative «Zur Rettung der Johanneskirche» angenommen mit 2889 Ja-Stimmen (57,2 Prozent). Die Stimmbeteiligung betrug gut 24 Prozent.

Damit wird ein Beschluss des Kirchenparlamentes vom 29. August 2016 rückgängig gemacht. Dieses hatte klar entschieden, das Kirchenzentrum Johannes vom Verwaltungs- ins Finanzvermögen zu überführen. Das erst hätte Umnutzungen oder den Verkauf der Kirche ermöglicht.

Bereits 2012 Überlegungen
Überlegungen zu Gebäudeumnutzungen wurden in der betroffenen Teilkirchgemeinde Strättligen bereits 2012 gemacht. Strättligen ist mit fünf Kirchen die grösste der fünf Thuner Kirchgemeinden. Der Abstimmung ging ein langer und emotionaler Kampf der beiden Lager voraus.

Gemäss dem Kleinen Kirchenrat (Exekutive) müssten für eine längerfristige weitere Nutzung der Johanneskirche über 5 Millionen Franken investiert werden. Das Geld würde dann für anderes als Gebäude und den anderen Kirchgemeinden fehlen, wurde argumentiert.

Die Initianten bestritten die Höhe der notwendigen Investitionen und monierten, die finanzielle Lage der GKG werde schlechter dargestellt, als sie sei. Zudem würde mit der Johanneskirche das Zentrum der Kirchgemeinde Strättligen fehlen. Nur in diesem seien überhaupt grössere Anlässe möglich.

Zukunft noch unklar
Wie die Gesamtkirchgemeinde Thun weiterfahren will bei der Entwicklung der kirchlichen Gebäude, ist unklar. Weder die Verwaltung noch der Kleine Kirchenrat nahmen nach der Abstimmung Stellung. Man wolle die 30-tägige Beschwerdefrist abwarten, heisst es.

Erfreut und positiv äusserten sich hingegen das Initiativkomitee und die betroffene Kirchgemeinde Strättligen. «Wir sehen es als Chance für alle involvierten Behörden, sich nun an einen Tisch zu setzen und einen echten Dialog aufzunehmen, damit die Johanneskirche als Kirche, Quartiertreffpunkt und Gemeindeaufbau weiter bestehen und entwickelt werden kann», heisst es in einer Mitteilung der Co-Präsidentinnen der Kirchgemeinde Strättligen, Elisabeth Bregulla und Eliane Diethelm.

Massvolle Sanierung gefordert
Für Oliver Jaggi, Co-Präsident des Vereins Pro Kirchen Strättligen, ist das Abstimmungsresultat eine «grosse Genugtuung». Die Vernunft habe gewonnen, sagt Jaggi: «Glücklicherweise konnten die Halbwahrheiten des Kleinen Kirchenrats das Stimmvolk nicht überzeugen.» Nach «jahrzehntelanger Vernachlässigung» sollte die Johanneskirche jetzt massvoll saniert werden, fordert er im Namen der Initianten.

Sowohl die Kirchgemeinde Strättligen als auch das Initiativkomitee erwarten, dass die Gesamtkirchgemeinde jetzt eine «Gesamtschau» vornimmt: Für eine langfristige Perspektive der GKG sei Konzepte und Strategien mit Einbezug aller Gebäude und der Finanzen notwendig, teilten beide mit.

Seltenes Ereignis in Kirchenlandschaft
Das Ereignis in Thun ist rar in der Kirchenlandschaft, wie Hans Martin Schaer, Leiter Kommunikation der reformierten Landeskirche Bern-Jura-Solothurn bestätigt: «Initiativen in Kirchgemeinden sind äusserst selten. In der Kirchenkanzlei kann sich niemand an die letzte Initiative erinnern.» Eine Statistik dazu werde nicht geführt.

Marius Schären, reformiert.info, 30. April 2018

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