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Zäme Fiire: «Alles ist möglich»

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28.06.2018
In den «Zäme Fiire»-Gottesdiensten können Menschen mit einer Behinderung, aber auch alle anderen, ihren Glauben ausdrücken.

Gut 40 Personen finden sich am Sonntagmorgen in der Mischeli-Kirche in Reinach zum Gottesdienst ein. Unter dem Motto «Geh aus mein Herz und suche Freud» feiern hier Menschen mit einer Behinderung und andere zusammen einen Gottesdienst.

«Zäme Fiire» findet seit vielen Jahren jeden Monat auf dem Leuenberg statt. Seit kurzem ist das Leitungsteam mit Gabi Martin, Martina Wüthrich, Pfarrer Röbi Ziegler und Céline Graf auch in den Kirchgemeinden zu Gast wie im Juni in Reinach. Sie haben für diesen Tag eine Geschichte aus dem Alten Testament ausgewählt: König David bringt die Bundeslade nach Jerusalem. Die Lade enthält die Steintafeln mit den Zehn Geboten.

Davids peinlicher Auftritt
Die Predigt hält Pfarrer Benedikt Schölly. Er erzählt, wie David sich über die Ankunft der Bundeslade freut. Ausgelassen tanzt er mit dem Volk halbnackt durch die Stadt. Seine Frau Michal hingegen schämt sich für den Auftritt ihres Mannes. Sie findet den König peinlich.

«Geh aus und suche Freud», dies passe zum Tanzen, sagt Benedikt Schölly, der Tanz befreie. Nicht alle seien so übermütig wie David, viele fühlten wie Michal, die sich lieber zurückhält. Beide seien wertvoll, so der Pfarrer, die Distanzierten, die nicht alles mitmachen, und die Spontanen, die ihrem Herzen folgen. «Jeder braucht eine Michal, jeder einen David – gemeinsam ist man stark.» Dies zeige auch die Geschichte von Mose. Dieser habe gestottert, darum hätten ihn sein Bruder Aaron und seine Schwester Mirjam begleitet und oft für ihn gesprochen.

Der Tanz durch die Kirche
Pfarrer Röbi Ziegler fordert die Gottesdienstbesucher auf, hinter der «Bundeslade» her durch die Kirche zu tanzen, «mit oder ohne Rollator, alles ist möglich». Auf ihrem Rollstuhl trägt Gabi Martin die «Bundeslade» in Form einer Holzkiste und führt die Polonaise an. Bald zeigt sich, wer ein David und wer eine Michal ist, die einen wiegen leicht die Hüften, andere tanzen unbefangener, viele reihen sich ein, wenige bleiben sitzen – «alles ist möglich».

Eine andere Sprache für den Glauben
«Menschen mit einer geistigen Behinderung brauchen andere Gefäs-se und eine andere Sprache, um ihren Glauben und ihre Spiritualität zu -leben, als sie der gewohnte Sonntagsgottesdienst bietet», sagt Röbi Ziegler. Gabi Martin und Martina Wüthrich, die beide eine geistige Behinderung haben, sorgen dafür, dass diese besonderen Bedürfnisse Eingang finden in die Gestaltung der Feiern. «Alle sind eingeladen», betont der Pfarrer. Das Vorbereitungsteam freue sich, wenn Nichtbehinderte mitfeiern möchten.

Karin Müller, 28. Juli 2018

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