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Kein Christentum ohne Fisch

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09.07.2018
Wer die Evangelien liest, stolpert immer wieder über Fische. Lecker gebraten, wunderlich vermehrt oder gar als Geldspender. Was steckt dahinter? Und wie kommt der Petersfisch zu seinem dunklen Fleck?

Vielleicht haben Sie ihn auch auf ihrem Auto, den kleinen, aus zwei sich kreuzenden Linien geformten Fisch. Dann wissen Sie auch, was es mit diesem Symbol auf sich hat: Im Griechischen bilden die Anfangsbuchstaben des Miniglaubensbekenntnisses «Jesus-Christus-Sohn-Gottes-Erlöser» das Wort für Fisch, ichthys.

Zur Zeit der ersten Christen wurde der Fisch so zum geheimen Erkennungszeichen der Anhänger eines verfolgten Glaubens. Auch heute zeigt ein fischgeschmücktes Auto an, dass der Fahrer oder die Fahrerin einer christlichen Glaubensgemeinschaft angehört. Allerdings nicht mehr geheim, sondern bewusst öffentlich.

Grundnahrungsmittel
Nicht symbolisch, sondern ein Grundnahrungsmittel sind die Fische, von denen es in den Evangelien wimmelt. Kein Wunder, Jesus predigte vor allem in Galiläa rund um den See Genezareth, und da war der Fischfang eine der Haupteinnahmequellen. Das zeigt auch der Ortsname Bethsaida: (Fisch)-Fanghausen. Aus dieser Stadt stammte der berühmteste Jünger Jesu, Simon Petrus. Und der war – logisch – Fischer. Wie sein Bruder Andreas und die Jünger Jakobus und Johannes. Am Anfang ihrer Geschichte mit Jesus sind sie gerade bei der Arbeit, als Jesus zu ihnen sagt: «Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen» (Mk 1,16-17 par.). Am Ende der Geschichte, nach Ostern, sind sie wieder bei der Arbeit, als der Auferstandene ihnen erscheint. Auf seinen Rat fahren sie aus und machen einen gewaltigen Fang. Und Jesus teilt mit ihnen Brot und Fisch wie ein paar Tage zuvor beim letzten Abendmahl Brot und Wein (Joh 21,1–14).

Touristenmenu: Petrusfisch mit Pommes
In den Evangelien wird nicht nur Fisch gefangen, er wird auch wunderbar vermehrt (Speisung der 5000) und für Gleichnisse verwendet (Mt 13, 47–50). Eine Fischgeschichte aus dem Matthäusevangelium hat sogar noch Auswirkungen auf den heutigen Fischkonsum. Jesus und Petrus sind gerade in Kapernaum, als man sie auffordert, die Steuer für den Unterhalt des Tempels in Jerusalem zu bezahlen. Jesus meint zwar, dass sie eigentlich nicht steuerpflichtig seien. Aber damit es keinen Ärger gibt, soll Petrus fischen gehen und dem ersten gefangenen Fisch ins Maul greifen. Darin findet sich dann tatsächlich ein Geldstück, genau passend für den zu errichtenden Steuerbetrag für beide (Mt 17, 24–27).

Dieser Legende ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass «Petrusfisch mit Pommes» eines der Lieblingsessen von Touristen und Pilgern rund um den See Genezareth ist. Über 300‘000 davon werden jährlich aufgetischt, heisst es auf der Webseite israelnet.com. Dieser Fisch, auch unter dem Namen Tilapia bekannt, gehört tatsächlich zu den häufigsten Fischarten im See Genezareth. Um die ganzen Touristen satt zu machen, reicht es allerdings nicht, da wird vor allem Zuchtfisch verwendet. Auch bei uns kommt die Tilapia als Zuchtfisch aus Afrika oder Asien in den Handel. Immerhin könnte der Fisch, in dem Petrus das Geldstück fand, eine Tilapia gewesen sein. Das reicht, um sich beim Essen am See ein bisschen wie Petrus zu fühlen. Auch wenn kein Geld mehr im Fisch ist.

Der Petrusfisch hat noch eine Konkurrenz, die fast genauso heisst: den Petersfisch, französisch Saint-Pierre. Dieser hat auf beiden Seiten einen dunklen Fleck. Die Legende erzählt, dass diese auf die Fingerabdrücke des Apostels Petrus zurückgehen, als er den Geldspender in der Hand hielt, um ihm die Münze aus dem Maul zu klauben.

Eine schöne Geschichte, aber nicht so furchtbar realistisch (wobei: wie realistisch ist eigentlich die Geschichte mit der Münze?): Der Petersfisch lebt nicht im See Genezareth, sondern im Meer und kommt auch in unseren Breiten vor. Falls also Petrus tatsächlich eine Münze in einem Fisch gefunden hat, war es sicher kein Saint-Pierre. Das tut aber der Tatsache keinen Abbruch, dass es sich beim Saint-Pierre um einen ganz exzellenten Speisefisch handelt. Und deshalb gibt es an dieser Stelle ein Rezept dazu.

Marianne Weymann, kirchenbote-online, Text und Bild, 9. Juli 2018

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