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Solidarität zeigen

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13.10.2018
Die Studentin Lisa Stalder begleitete während 18 Monaten in Kolumbien Menschenrechtsverteidiger und Kleinbauern in ihrem Kampf für Gerechtigkeit. Ein nicht immer einfacher Einsatz, der neue Lebensperspektiven mit sich brachte.

«Es ist unabdingbar, dass Menschen weltweit für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen», sagt Lisa Stalder. «Sie verändern die Welt, in der wir alle leben.» Die 28-jährige Studentin kehrte diesen Sommer von einem Einsatz aus Kolumbien zurück. Für die Organisation Peace Brigades International (PBI) begleitete sie während 18 Monaten in Urabá, im Nordwesten des Landes, Menschenrechtsverteidigerinnen und Kleinbauern.

Präsent sein
In Kolumbien herrscht seit über 50 Jahren Krieg: Der Kampf von Guerillagruppen gegen die extrem ungleiche Verteilung von Landbesitz, Landraub sowie die Übergriffe der kolumbianischen Armee und paramilitärischer Kommandos im Dienste von Grossgrundbesitzern forderte über 200'000 Opfer.  Kleinbauern wurden von Grossgrundbesitzern enteignet und vertrieben. Bis heute verteidigen sie ihr Land. Das ist nicht ungefährlich.

Deshalb stehen Menschenrechtsaktivisten mit gewaltfreien Mitteln für die Rechte der Bauern ein. Es ist keine Seltenheit, dass gegen diese Gewalt ausgeübt wird. Wenn Stalder als neutrale Person im Namen der Begleitschutzorganisation PBI die Aktivisten und Bauerngemeinden begleitete, war für alle Akteure klar: eine internationale Organisation ist präsent.

«Die Vorbereitungen für die Begleitung nahm viel Zeit in Anspruch», erklärt Stalder. Sie koordinierte ihre Einsätze mit der Polizei und den Behörden. Auf Mauleseln oder im Boot erreichte Stalder die meist weit abgelegenen Gemeinden, wo Menschen für ihre Rechte kämpfen. «Durch unsere Präsenz konnten wir die Übergriffe der Grossgrundbesitzer und der paramilitärischen Gruppen gegen die Bauern und die Menschenrechtsverteidiger eindämmen», sagt Stalder.

Hoffnung stirbt
Für die Thunerin war eines wichtig: Sich mit den Menschen in Kolumbien zu solidarisieren und sie dabei zu unterstützen, ein Leben in Frieden zu führen. «In dieser Welt hängt alles irgendwie zusammen, deshalb betreffen die Ungerechtigkeiten in Kolumbien auch mich als Schweizerin.» Zudem sei es wichtig, dass die Menschen vor Ort wissen, dass sich auch Menschen aus Europa für ihr Schicksal interessieren.

Die Politologin erzählt, dass sie zu Beginn ihres Einsatzes 2017 noch Hoffnung auf Frieden hatte. Stalder kam nach Kolumbien kurz nachdem die kolumbianische Regierung und die Farc ein Friedensabkommen unterzeichneten. Doch die Umsetzung sei schwierig. 2017 wurden in Kolumbien doppelt so viele Menschenrechtsverteidiger umgebracht als im Vorjahr – einige von ihnen kannte Stalder persönlich. Das sei eine sehr intensive und belastende Zeit gewesen. «Ich realisierte, dass die Interessen gegen die die Menschenrechtsverteidiger ankämpfen, zu gross sind, um sich dagegen zu wehren. Das machte mich hilflos.» 

Andere Perspektive
Mit vielen Eindrücken kam Stalder zurück in die Schweiz. Die Rückkehr fiel ihr nicht leicht. «Nicht nur der Lebensrhythmus ist hier anders, sondern auch die Vorstellung, was Wohlstand, Lebensqualität und Entwicklung ausmacht.» Stalder blickt mit der Erfahrung aus Kolumbien mit einer anderen Perspektive auf das Leben. Sie denkt über alternative Lebensformen nach, wie ein solidarisches Leben möglich ist.

Und sie spürt, wie stark der Karrieredruck hier ist: «Erzähle ich von meinem Freiwilligeneinsatz, sagen viele, das sei ja wie Ferien. Hätte ich einen richtigen Lohn erhalten, würde mein Engagement als Arbeit wertgeschätzt», sagt Stalder. Für die Thunerin aber ist klar: «Diese Erfahrung möchte ich gegen keinen langweiligen gut bezahlten Bürojob in der Schweiz tauschen.»

Nicola Mohler, reformiert.info, 12. Oktober 2018

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