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Fernfahrer für den guten Zweck

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18.02.2019
Der pensionierte Primarlehrer Ueli Tschanz aus Uster fährt 40-Tonnen-Sattelschlepper mit Hilfsgütern nach Rumänien.

Als Bub träumte ich davon, einmal einen mächtigen Lastwagen über die Strassen zu lenken. Heute bin ich 72 Jahre alt und fahre drei- bis viermal im Jahr einen 40-Tonnen-Sattelschlepper nach Rumänien und zurück in die Schweiz für zwei Hilfswerke. Für einen Hilfstransport nehme ich zwischen 3000 und 4500 Strassenkilometer unter die Räder Mein eigenes Hilfswerk heisst «Adventssingen.ch». Wir unterstützen Menschen in Nordrumänien mit Hilfsgütern und finanziellen Beiträgen an Impulsprojekte. Für das kirchliche Hilfswerk «Licht im Osten» fahre ich Hilfsgüter nach Moldawien. Die Armut der Menschen in diesen Ländern berührt mich sehr. Denn trotz aller Unterschiede verbindet uns mehr als uns trennt. Auf den langen Fahrten sind wir mindestens zu zweit. Man hat Zeit, sich auszutauschen, die Gedanken gewinnen mit fortschreitendem Alter an Tiefe. 

Meine Kräfte teile ich heute bewusster ein als vor zwanzig Jahren, als ich nach bestandener LKW-Prüfung meinen ersten Hilfstransport nach Transsilvanien chauffieren durfte. Ich mag keine grossen Lasten mehr herumwuchten, ich bin auch nicht mehr darauf aus, die Strecke möglichst schnell abzufahren. Ein Grossteil führt über die Autobahn, aber auch über holprige Strassen mit schlechten Belägen und Schlaglöchern. Da fahre ich vorsichtig, um harte Schläge zu vermeiden. Dennoch gibt es mir ein gutes Gefühl, diese Transporte noch immer bewältigen zu können. 

Mit meiner Frau Heidi wohne ich in einem Schulhaus in Uster, wo ich über vierzig Jahre lang Mittelstufenlehrer war. Mit unseren fünf Kindern führten wir ein sesshaftes Leben in einem stabilen Umfeld. 

Die Hilfstransporte und die Reisen brachten neue Abenteuer in mein Leben. So sind die Schikanen am rumänischen Zoll mit bis zu 18 Stunden Wartezeit schnell vergessen, wenn ich in die staunenden Augen von Schulkindern blicke, die zum ersten Mal in ihrem Leben ein Päckli entgegennehmen dürfen.

Adriana Schneider, Kirchenbote, 18.02.2019

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