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2019 – Jahr der Reformierten

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21.02.2019
2019 stehen zwei Jubiläen an: 500 Jahre Zürcher Reformation und hundert Jahre Karl Barths Kommentar zum «Römerbrief». Zwei Gründe zum Feiern.

Eigentlich schien 1519 und 1919 wenig darauf hinzuweisen, dass in diesen Jahren Geschichte geschrieben wird. 1519 zieht Huldrych Zwingli von Einsiedeln nach Zürich und wird Leutpriester am Grossmünster. Der überzeugte «Päpstler» wandelt sich später zum Reformator, der die Gesellschaft grundlegend verändert. 

400 Jahre später veröffentlicht ein junger Pfarrer im aargauischen Safenwil an Weihnachten einen Kommentar zum «Römerbrief». Ein Werk für Theologen und Pfarrer, in einer bescheidenen Auflage. Doch Karl Barth trifft den Nerv der Zeit. Mit seinem Werk führt er die Theologie in die Moderne und wird als geistige Grösse des 20. Jahrhunderts gefeiert.

2019 begehen die reformierten Kirchen die beiden Ereignisse mit verschiedenen Veranstaltungen. Höhepunkt ist der Zwingli-Film von Stefan Haupt, der im Januar Premiere feierte. Der Film über den Reformator ist ein Publikumsmagnet. Nach vier Wochen haben ihn bereits über 156 000 Personen gesehen. Nicola Mori stellt ebenfalls einen Hype fest. Sämtliche Medien in der Schweiz hätten über den Film, die Schauspieler und den Regisseur geschrieben, sagt der Informationsbeauftragte der Zürcher Kantonalkirche. Das grosse Interesse und die Begeisterung führt er auch darauf zurück, dass der «Boden gut vorbereitet» wurde. Seit Jahren ist die Reformation Thema, 2009 mit dem Calvin-Jahr, dann 2017 in Deutschland mit den Feierlichkeiten zu Luthers Thesenanschlag. 

Viele Deutschschweizer entdeckten jetzt auf der Leinwand mit dem Zwingli-Film ein Stück heimisches Kulturgut. Zudem könnten sie sich mit dieser von Max Simonischek gespielten Zwingli-Figur identifizieren. «Dieser lebensfrohe und sinnliche Zwingli bricht mit dem Klischee des nüchternen lustfeindlichen Reformators.»Der Zürcher Kantonalkirche ist es wichtig, dass die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Reformation zeigen. Für Mori ist die Rechnung aufgegangen: «Die Leute erkennen, dass Zwingli nicht der Kirche gehört, sondern Teil ihrer eigenen Geschichte und Identität ist.»

Karl Barth: Der andere grosse Reformierte
Mit Karl Barth feiern die Kirchen und Theologischen Fakultäten 2019 auch den anderen grossen Schweizer Reformierten. In Deutschland und in der Schweiz gibt es zahlreiche Veranstaltungen zu seinen Schriften. Auch wenn es heikel sei, historische Gestalten aus verschiedenen Epochen zu vergleichen, gebe es Gemeinsamkeiten, erklärt Georg Pfleiderer, Professor an der Theologischen Fakultät Basel. Pfleiderer ist für die Barth-Veranstaltungen in Basel zuständig. 

Zwingli und Barth bezögen sich in ihren Reformen auf die Bibel und forderten ein Christentum, das sich gesellschaftspolitisch einbringt, so Pfleiderer: Auch wenn in der religiös pluralen Gesellschaft heute differenzierter geredet werden müsse, sei doch von beiden grossen reformierten Theologen zu lernen, dass sich das Christentum nicht auf die Pflege frommer Innerlichkeit beschränken dürfe, sondern auf die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit im politischen Gemeinwesen dränge.

Tillmann Zuber, 20. Februar 2019

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