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Berührender Abschied im Fraumünster

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21.03.2019
An der Abdankungsfeier für Bruno Ganz war das Zürcher Fraumünster bis auf den letzten Platz besetzt. Die Reden würdigten die grosse Leidenschaft, mit der er seine Rollen ausfüllte.

Für die Abdankung von Schauspieler Bruno Ganz am 20. März strömten schon eine Stunde vor Beginn unzählige Menschen ins Zürcher Fraumünster. Von einem Foto neben dem Taufbecken schaute er direkt auf die Trauergemeinde herunter, mit leuchtenden, freundlichen Augen unter den charakteristischen, tief liegenden Brauen. Vor rund zwei Monaten, am 16. Februar, erlag der 77-Jährige zuhause in Wädenswil-Au seinem Krebsleiden.

Die Abdankung gestalteten mehrere seiner langjährigen Weggefährten: Der Schauspieler Jens Harzer las einen Abschiedsbrief des Dramatikers Botho Strauss vor, Regisseur Wim Wenders hielt eine berührende Rede für seinen Freund und Arbeitskollegen, und das Delian Streicherquartett, mit dem Bruno Ganz öfter literarisch-musikalische Theaterabende durchführte, spielte Stücke von Purcell und Shostakovich. Durch den Gottesdienst führte Fraumünster-Pfarrer Niklaus Peter, der auch die Predigt hielt.

Die Worte aller drei Redner liess Bruno Ganz vor dem inneren Auge kraftvoll auferstehen. Alle beschrieben sie die Leidenschaft und Authentizität, mit der Ganz die Bühnen und Filmsets betrat, und die Präzision, mit der er die Rollen beseelte. «Am besten war er ausser sich», schreibt Botho Strauss, «In solchen Sequenzen verband er sein Publikum mit den Gewalten der grossen Seele.» Autor für Bruno Ganz zu sein, sei die Erfüllung seines Theaterlebens gewesen.

Er kannte uns besser als wir ihn
Regisseur Wim Wenders, der seit seiner ersten Produktion mit Bruno Ganz «Der amerikanische Freund» im Jahr 1977 eng mit ihm befreundet war, beschrieb, wie er in manchen Produktionen kaum noch zwischen dem Dargestellten und dem darstellenden Bruno Ganz unterscheiden konnte. Nicht nur in «Der Himmel über Berlin» habe Ganz als Engel Damiel authentisch gezeigt, wie kostbar und einzigartig das Leben sei, sondern in seinem gesamten Schauspielwerk. «Ich glaube, dass Bruno uns alle besser kannte, als wir ihn.»

Pfarrer Niklaus Peter verknüpfte die Wortbilder aus dem Klagelied des Königs Hiskia mit den Texten von Bruno Ganz, welche der Grundstoff seines «grossartigen Lebensteppich» gewesen seien. Mit seiner Stimme habe er der Literatur, dem Film und Theater und der Lyrik vielfältigen Atem und Energie gegeben und somit eine farbige, feste Textur geschaffen hat, die nun, mit seinem Tod, zu Ende gewoben sei.

Gemeinsam erhob sich die Trauergemeinde am Schluss zu «Grosser Gott wir loben dich».

Anouk Holthuizen, reformiert.info, 20. März 2019

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