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Im Basler Münster erscheint die Maria

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12.04.2019
Das Basler Münster ist seit Jahrhunderten reformiert. Doch bis ins 15. Jahrhundert war es eine Marienkirche. Anlässlich des Jubiläums 1000 Jahre Münster kehren die Mariengestalten mit Hilfe von Projektoren in das spätmittelalterliche Gewölbe zurück.

Im Rahmen der Innenrestaurierung des Münsters während der 1990er-Jahren entdeckten Forscherinnen im Gewölbe des Mittelschiffs winzige Farbpartikel. Diese konnten sie jedoch aufgrund der geringen Ausmasse nicht deuten. Erst unter UV-Licht zeigte sich, dass es sich um die letzten materiellen Zeugen eines einst umfangreichen Freskenzyklus handelte, der wohl im Gefolge der Reformation nicht nur übertüncht, sondern richtiggehend abgeschabt worden war, wie Carola Jäggi, Professorin am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich, in ihrer Publikation aus dem Jahr 1999 festhält.

Malereien aus dem frühen 15. Jahrhundert
Ursprünglich wiesen alle Gewölbefelder eine Einzelfigur oder eine Figurengruppe auf. Im Ost- und Mitteljoch waren es ausschliesslich christologische Darstellungen, das Westjoch zeigte wahrscheinlich jedoch die symbolischen und typologischen Ausdeutungen Mariens sowie Einzelfiguren, die für die Geschichte des Basler Münster von Wichtigkeit waren. Aufgrund des Stils datiert Jäggi die Malereien ins frühe 15. Jahrhundert, also die Zeit unmittelbar vor dem Basler Konzil (1431–1449).

Projektionen am Gewölbe
Pfarrerin Caroline Schröder Field ist im Rahmen ihrer Tätigkeit am Münster immer wieder auf die Marienthematik gestossen, es war ein «persönlicher Entdeckungsweg», wie sie sagt. Die Beschäftigung mit der christlichen Frauenfigur führte sie auf immer neue Spuren in der einst Maria geweihten Basler Kirche. Besonders die Leerstelle auf der Figurenkonsole am Hauptportal, wo Maria einst stand, forderte sie zum Nachdenken auf. «Im Jubiläumsjahr wollte ich unbedingt die Marienthematik aufgreifen», erzählt sie begeistert.

Ursprünglich schwebte ihr vor, auf dem heute leeren Podest am Hauptportal eine Lichtinstallation einzurichten. Im Austausch mit Münsterbaumeister Andi Hindemann sei ihr aber klar geworden, dass der Freskenzyklus noch um einiges spannender wäre. «Die Kindheitsgeschichte der Maria in der Krypta kennen wohl die meisten. Aber die Malereien am Deckengewölbe dürften für viele Münsterbesucherinnen und -besucher neu sein», ist Schröder Field überzeugt. Das 1000-Jahr-Jubiläum biete Gelegenheit, die verloren gegangenen Geschichten neu zu entdecken. Interessant sei ja auch, dass Maria im Protevangelium des Jakobus vorkomme und sie in der dritten Sure des Korans Eingang gefunden habe. «Für mich stellt sich die Frage, was Maria in der reformierten Theologie sein könnte», resümiert Schröder Field ihre Motivation, sich mit der wohl bekanntesten christlichen Frauenfigur zu beschäftigen. Während drei Monaten hat die Öffentlichkeit nun Gelegenheit, am Deckengewölbe die von den Emporen aus projizierten Bilder, die sich normalerweise dem Auge des Betrachters entziehen, anzuschauen.

Gespräche unter dem Gewölbe
«Besonders freue mich auf die vier Abende im Mai, an denen wir mit Maria im Gespräch sein werden», erzählt Schröder Field. Neben kunsthistorischer Spurensuche und Musik aus dem Mittelalter erscheint Maria als Friedensstifterin und Figur in Dante Alighieris Commedia. Die Veranstaltungen finden jeweils von 19.30 bis 20.30 Uhr im Münster unter den Gewölbemalereien statt. Der Eintritt ist frei (Kollekte).

Toni Schürmann, April 2019

Projektionen der Marienmalereien von Palmsonntag, 14. April bis Sonntag, 14. Juli während den Öffnungszeiten des Basler Münsters.

 

 

 

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