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Gottesdienst am Tag der Völker

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31.10.2019
Mehrere Migrationskirchen aus der Region Basel, das Pfarramt für weltweite Kirche BL/BS und die Kirchgemeinde Basel-West gestalten einen Gottesdienst am Tag der Völker.

In einer kurzen Theaterszene wird die Begegnung zwischen Jesus und der syrophönizischen Frau dargestellt (Markus 7,24-31). Mit dieser Geschichte haben wir uns intensiv auseinandergesetzt in unserer Gruppe «eins in Christus», zu der Menschen mit ganz verschiedenem kulturellem Hintergrund gehören. Die Begegnung zwischen Jesus und der Frau, von der nur die Herkunft bekannt ist, hat uns herausgefordert und inspiriert. Wir sind in einen Dialog getreten mit der Frau und mit Jesus. Einige Gedanken zur Geschichte sollen Sie auf den Gottesdienst einstimmen:

Jesus trifft die nichtjüdische Frau in Tyrus, ausserhalb der geografischen Grenzen Israels. Die Geschichte verwirrt in mehrfacher Hinsicht: Jesus verlässt seine Heimat, er lässt sich auf ein Gespräch mit einer Frau ein, die zwar an ihn und seine Macht glaubt, die ihm aber in jeder Hinsicht fremd ist: Sie ist keine Jüdin, sie ist kulturell ganz anders geprägt und ist als Frau gleich nochmals ausgegrenzt.

Alle Teilnehmenden an unserem interkulturellen Bibelgespräch können sich in dieser Geschichte wiederfinden. Für einmal ist Jesus selber im Ausland und überschreitet Grenzen: geografische, religiöse, kulturelle und Gendergrenzen. Wer Grenzen überschreitet, riskiert auch, dass er oder sie sich verändert.

Was geschieht im Dialog zwischen Jesus und der nichtjüdischen Frau? Auf uns wirkt es verwirrend, dass er die Frau zunächst schlecht und herablassend behandelt und sie mit ihrem dringenden Anliegen – es geht um die Heilung ihrer Tochter – so scharf zurückweist. Jesus spricht von den Kindern (Abrahams) und den Hunden. Das ist eine riesige Beleidigung. Das macht uns nachdenklich.

Was löst das bei der Frau aus? Wir sind beeindruckt, dass sie nicht beleidigt reagiert. Sie glaubt an Jesus und seine heilenden Kräfte. Sie bleibt sich treu und lässt sich nicht einschüchtern. Als die Frau zeigt, dass sie wirklich glaubt, da handelt Jesus ganz schnell. Er diskutiert nicht mehr, sondern er heilt. Welche Kraft geht aus diesem Text hervor!

Unter uns leben Migrantinnen, die im täglichen Leben schmerzlich erfahren müssen, dass für sie allenfalls Brosamen vom Tisch fallen. Eine Akademikerin berichtet, wie sie – trotz guten Deutschkenntnissen – 15 Monate arbeitslos war, weil sie immer wieder abgewiesen wurde, bis sie ihre jetzige Arbeitsstelle finden konnte.

Wir erleben im Kontakt zwischen den Kulturen, dass wir auf Vorurteile stossen. Menschen werden reduziert auf eine Kultur, eine Sprache, eine Region, einen Glauben, ein Geschlecht – und damit werden sie ent-menschlicht.

Auch wir haben eine Chance, dass wir aus interkulturellen Begegnungen verändert hervorgehen. Dass wir offener, toleranter und verständnisvoller werden.

Diese Geschichte ist eine Einladung für uns alle, Grenzen zu überschreiten. Die interkulturelle Bibellektüre lässt uns etwas vom Reichtum der weltweiten Kirche erahnen, inmitten unserer Stadt.

Wir dürfen unseren christlichen Glauben mit Menschen aus allen Kulturen teilen, ihn gemeinsam hinaustragen und auch mit Menschen aus anderen Religionen ins Gespräch kommen. Das wollen wir feiern in diesem vielfältigen Gottesdienst, zu dem Sie alle herzlich eingeladen sind.

Pfr. Daniel Frei und Anne-Marie Senn, kirchenbote-online, 31. Oktober 2019

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