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«Folter ist für uns die krasseste Verletzung von Menschenrechten»

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10.12.2019
Am 10. Dezember 1948 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeinen Erklärungen der Menschenrechte. Am jährlichen Gedenktag engagiert sich immer auch die ökumenische Aktion von Christen gegen Folter und Todesstrafe. Heuer etwa mit einer ökumenischen Feier und einem Cercle de Silence.

Andreas Moor, heute ist der Tag der Menschenrechte. In Bern organisiert die ökumenische Aktion von Christen gegen Folter und Todesstrafe (ACAT) einen Cercle de Silence und eine ökumenische Menschenrechtsfeier mit. Wieso?
ACAT hat zum Ziel, Folter und Todesstrafe weltweit abzuschaffen. Und Folter ist für uns die krasseste Verletzung von Menschenrechten. Um unser Anliegen an die Öffentlichkeit zu tragen, haben wir übers Jahr verteilt verschiedene Kampagnen. Jeden 10. Dezember, am Tag der Menschenrechte, lancieren wir  eine Petition.

Die diesjährige Petition richtet sich direkt an Bundesrätin Karin Keller-Suter und fordert eine menschliche Schweizer Politik gegenüber Asylsuchenden aus Eritrea. Wieso stellt ACAT heuer gerade Eritrea in den Fokus?
Seit dem Abschluss des Friedensvertrags zwischen Äthiopien und Eritrea will das Bundesamt für Migration die Asylanträge von vorläufig aufgenommenen Eritreern neu überprüfen, weil sich angeblich die Menschenrechtssituation gebessert habe. Dem ist leider nicht so. Unzählige Eritreer leben dort weiterhin ohne Gerichtsverfahren in Gefängnissen und werden gefoltert. Es ist deshalb zu befürchten, dass zurückgeschickten Flüchtlingen dasselbe Schicksal droht. Die drei Landeskirchen stehen hinter dieser Petition.

Wie bringen Sie die Petition an Kirchenleute?
ACAT schreibt alle Kirchgemeinden in der Schweiz an – reformierte, römisch-katholische und christ-katholische. Wir hoffen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer in den Gottesdiensten die Leute für das Thema sensibilisieren, die Petition verlesen und Unterschriften sammeln.

Zu Beginn sagten Sie, dass ACAT regelmässig andere Kampagnen durchführt.
Genau. So wie jetzt zum 10. Dezember schreiben wir immer auch an Karfreitag alle Pfarrämter mit unserem Anliegen an –  zum Gedenken an die Folterung und Hinrichtung von Christus. Am 26. Juni, dem internationalen Tag zur Unterstützung von Folteropfern, organisieren wir jeweils eine Gebetsnacht. Jedes Jahr stellen wir zehn Menschen vor, die gefoltert worden sind und fordern dazu auf, für diese zu beten. Das geschieht individuell oder gemeinsam in einer unserer ca. 20 ACAT-Gruppen in der Schweiz. Am 10. Oktober, dem Welttag gegen die Todesstrafe, erinnern wir daran, dass die Todesstrafe, die heute noch in 56 Ländern vollstreckt wird, während der Ungewissheit bis zur Vollstreckung lebenslange Folter bedeutet.

Neben den Kampagnen unterstützt ACAT auch Projekte?
Derzeit unterstützen wir zwei Projekte: Einerseits in Kamerun die anerkannte Nichtregierungsorganisation EMINED, die sich für bessere Haftbedingungen von Jugendlichen in Gefängnissen einsetzt. Anderseits in Diyarbakir in der Osttürkei das Antifolter-Zentrum SORAM. Dort werden traumatisierten Opfern von Folter und anderen Missbrauchshandlungen kostenlose psychotherapeutische Behandlung und Medikamente angeboten.

Gibt es weitere Aktionen?
ACAT Schweiz lanciert regelmässig Briefaktionen zu Gunsten von Personen, deren grundlegende Menschenrechte verletzt werden, die gefoltert werden oder denen die Todesstrafe droht. So wird Druck auf die betreffenden Regierungen ausgeübt, damit diese ihre internationalen Verpflichtungen zur Einhaltung der Menschenrechte erfüllen.

ACAT wurde 1974 in Frankreich gegründet. 1981 schlossen sich Schweizer Pfarrerinnen und Pfarrer der Nichtregierungsorganisation an. Wieso engagieren sich Christinnen und Christen bis heute, Folter und Todesstrafe weltweit abzuschaffen?
Als ökumenische Organisation stützt ACAT sich auch auf das Evangelium: das Leben und die Würde des Menschen sind heilig. Gott alleine steht es zu, über Leben und Tod zu entscheiden, daher sind Folter und Todesstrafe unvereinbar mit der christlichen Botschaft.

Nicola Mohler, reformiert.info, 10. Dezember 2019

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