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«Influencer sind die heutigen Stars in den sozialen Medien»

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05.01.2020
Influencer gehören zur heutigen Kommunikation im Web, sagt Daniel Betschart. Der Medienexperte findet dies positiv.

Herr Betschart, sind die Influencer die heutigen Stars?
Ja, sie sind auf jeden Fall Stars der digitalen und sozialen Medien und ergänzen die Prominenten aus Film und Fernsehen.

Warum sind Influencer so attraktiv?
Weil sie die Kommunikation beherrschen und oft als kompetente Persönlichkeiten in einem Thema auftreten. Mit ihren Inhalten erreichen sie eine breite Zielgruppe, nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene. Wenn mir ein Influencer ein Produkt vorstellt, ist das glaubwürdig, weil das Produkt in einem engen Zusammenhang mit seinem Thema steht.

Betreiben Influencer vor allem Werbung?
Wenn Influencer Tausende Follower haben, werden sie für Unternehmen interessant. Und ja, ein grosser Teil bewirbt dann auch Produkte oder Dienstleistungen.

Wo ist der Unterschied zur Werbung?
Influencer begegnen den Usern auf Augenhöhe. Sie sind authentisch, die Leute fühlen sich abgeholt. Gerade Jugendliche misstrauen der klassischen Werbung.

Soziale Medien wie Instragram vermitteln eine Welt voller Action, Spass und Erfolg.
Ja, man kann durchaus das Gefühl bekommen, die anderen sonnen sich ständig an den Traumstränden und erleben tolle Abenteuer. Das kann das Selbstwertgefühl beeinflussen,
vor allem bei Jugendlichen, die noch auf der Suche nach ihrer Identität sind.

Menschen stellen sich selber ins digitale Schaufenster. Sind wir narzisstisch?
Selbstdarstellung ist nicht nur narzisstisch. Es ist normal geworden, Alltägliches mit anderen zu teilen. Man wünscht sich digital guten Morgen und bekommt eine Antwort. Die digitalen Medien erweitern das soziale Leben. Man hat Einblick in den Alltag der Influencer und bekommt das Gefühl, man kenne sie.

Besteht nicht die Gefahr, dass man so den direkten Austausch verlernt?
Es gibt dazu noch keine Langzeitstudien.Aber man konnte feststellen, dass User, die sehr viel Zeit in den sozialen Medien und mit Gamen verbringen, gewisse soziale Fähigkeiten verlieren. Die nonverbale Kommunikation findet in den digitalen Medien nicht statt, ich kann die Reaktionen und Gefühle des anderen nicht aus Mimik und Gestik lesen. Die Gefahr besteht jedoch nur bei exzessivem Gebrauch.

Was raten Sie Eltern, deren Kinder mit Influencern unterwegs sind?
Es gehört zu unserer Jugendkultur, Vorbilder und Idole zu haben. Eltern sollten mit den Kindern die Beiträge der Influencer anschauen und sie fragen, was sie daran so interessiert. Es lohnt sich auch, hinter die Kulissen der Influencer zu schauen. Es gibt Beiträge, die aussehen, wie spontane Schnappschüsse. Doch dahinter steckt oftmals stundenlange Arbeit. Sehr vieles ist ins­zeniert. Dieser Blick hinter die Kulissen ist wichtig, und hier können Eltern auch mitreden und Dinge infrage stellen. So lernen Kinder und Jugendliche die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Tilmann Zuber, Kirchenbote, 5.1.2020

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