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Die Zürcher Kirche geht ins Labor

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17.01.2020
Die Reformierte Landeskirche des Kantons Zürich hat das Projekt RefLab gestartet. Ziel ist es, auf Internetplattformen mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich von den traditionellen kirchlichen Angeboten wenig angesprochen fühlen.

«Less noise – more conversation», weniger Lärm – mehr Gespräch. So lautet das Leitmotiv des RefLab. Mit dem digitalen Projekt nehmen die Zürcher in der Schweizer Kirchenlandschaft eine Pionierrolle ein. Die produzierten Inhalte sollen «getragen sein von der Grundhaltung, dass die Welt positiv gestaltet werden kann und dass Glaube, Religion und Spiritualität heute wichtiger denn je sind». Als Online-Community will man «zusammen nachdenken, lernen, diskutieren, zweifeln und hoffen».

Diskutieren und meditieren
Ein Schwerpunkt des digitalen Auftritts liegt auf Podcasts. Podcasts sind Beiträge, wie man sie vom Radio kennt, die man aber auf dem Handy oder dem Computer jederzeit anhören kann, dann, wenn es am besten passt. «Abgekanzelt», «Ausgeglaubt», «Holy Embodied» und «Konvers» heissen die Formate, zu denen es schon erste Folgen gibt. In «Abgekanzelt» denkt etwa der slammende Berner Religionspädagoge Andreas Kessler über die Ehe für alle nach. Und der St. Galler Autor und Slampoet Etrit Hasler, der künftig ebenfalls zu hören sein wird, klärt erstmal in einem schriftlichen Blogbeitrag die Frage nach seiner Herkunft abschliessend, wie er hofft.

Deborah Suter, Theologin und Yogalehrerin, rückt in «Holy Embodied» den Körper als «Tor zur Spiritualität» ins Zentrum und lädt zu ihrer ersten geführten Meditation ein. Die frühere Radiojournalistin ist neu zum RefLab gekommen und hat auch gleich die radiotechnische Schulung des Teams übernommen.

Grosses Team
Im Labor fest angestellt sind sieben Personen mit insgesamt 435 Stellenprozent. Vier von ihnen waren zuvor schon für die Zürcher Kirche tätig – so Stephan Jütte, Friederike Osthof und Beatrice Berner in der Abteilung Lebenswelten und Luca Zacchei für 500 Jahre Zürcher Reformation. Neu angestellt sind nebst Deborah Suter der Theologe Manuel Schmid und die Journalistin und Theologiestudentin Evelyne Baumberger. Leiter des RefLab ist der frühere Hochschulseelsorger Stephan Jütte. Er steht zwar dem Hochschulforum weiterhin vor, die praktische Arbeit aber übernimmt der neue Stelleninhaber Tobias Frehner. Unterstützung in technischen Fragen und vor allem Inhalte liefert ein Team von sechs freien Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die auf Honorarbasis arbeiten.

Jütte, selbst grosser Podcast-Fan, weist auf weitere geplante Hörformate hin: «Popcorn Culture» etwa, wo Menschen über ihre Lieblingsserie auf Netflix befragt werden und erzählen, wie diese ihnen im realen Leben weiterhilft. Oder ein «Stammtisch» mit Beiträgen über das aktuelle Tagesgeschehen sowie «Fritzis Folgen» mit betont persönlichen Besprechungen zu Filmen, Aufführungen und Ausstellungen von Friederike Osthof, der Kulturbeauftragten der Zürcher Kirche. Und in «More Tea, Vicar?» wird Pfarrerin Carla Maurer Einblicke in das Leben der Schweizer Kirche in London geben.

Auf allen Kanälen
Das RefLab produziert aber nicht nur Podcasts. Auch der 2016 von der Zürcher Kirche initiierte Blog «Diesseits» wird in veränderter Form auf der neuen Website weitergeführt. Hinzukommen sollen Videos auf Youtube. Bespielt werden die wichtigsten Kanäle der sozialen Medien auf die jeweils passende Art. So findet man zum Beispiel auf Instagram nebst Verweisen auf andere RefLab-Inhalte stimmungsvolle Fotos mit guten Wünschen für den Tag, den Feierabend oder das Wochenende.

Der bisherige Auftritt kommt frisch und kreativ daher, manchmal auch ein bisschen selbstverliebt, wie das zu den sozialen Medien wohl dazugehört. Dass die Freude der Macherinnen und Macher an ihrer Arbeit stets spürbar ist, sie kurze Einblicke bieten ins Labor im Dachgeschoss am Hirschengraben 50, dem Sitz der reformierten Kirche des Kantons Zürich, und in ihren Beiträgen viel Persönliches einbringen, schafft aber durchaus ein erstes Gefühl von Verbundenheit.

Nicht ortsgebunden
Stephan Jütte gibt sich zurückhaltend mit Zukunftsprognosen. Ziel sei es vorerst einfach, Menschen anzusprechen, die sich für Spiritualität, Ethik und gesellschaftliche Fragen interessieren. «Einen neuen Markt schaffen aus dem Nichts können wir nicht», betont er, weist aber auf die Vorteile der digitalen Herangehensweise hin: Statt mit viel Werbeaufwand einmalige Veranstaltungen anzubieten, die dann meist in der Stadt Zürich stattfänden, könnten nun Menschen im ganzen Kanton und darüber hinaus von den produzierten Inhalten profitieren. «15 Prozent unserer ersten Abonnentinnen und Abonnenten leben zum Beispiel im Kanton Bern», fügt er an.

Christa Amstutz, reformiert.info, 17. Januar 2020

Das RefLab stellt sich vor

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