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Das Notrecht wird umgesetzt

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26.03.2020
In zwei Wochen ist Ostern und das Corona-Virus ist weiter auf dem Vormarsch. Jetzt haben Schutzmassnahmen oberste Priorität. Eindrücke aus den Kirchgemeinden, die auf Notdienst umstellen.

Das Corona-Virus hat die Menschen und die Kirchen weltweit im Griff. Schon vor Wochen rief Papst Franziskus die Gläubigen auf, den Messen fernzubleiben. Italien feiert schon länger keine Gottesdienste mehr. Der Vatikan stellte auf den digitalen Segen um.

Als der Bundesrat die ersten Massnahmen erliess, zog die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS nach. Sie forderte vor wenigen Wochen die Kirchgemeinden auf, als noch Gottesdienste durchgeführt wurden, auf die Gesundheit der Teilnehmenden zu achten. Denn diese gehören, da meist älter, zur Risikogruppe. Das Fazit war: kein Händeschütteln, kein Friedensgruss, Besucher, die weit auseinandersitzen. Türklinken und Räume, die desinfiziert werden mussten. Die EKS empfahl, für besorgte und erkrankte Gemeindemitglieder eine SeelsorgeHotline einzurichten. Besonders gefährdete Personen, so hiess es, sollten zu Hause bleiben und die Gottesdienste via Fernsehen oder Radio verfolgen.

Digitale Predigt und Segen

Inzwischen sind die Kirchgemeinden daran, die vom Bundesrat ausgerufenen Massnahmen aufgrund des Notrechts umzusetzen: Alle öffentlichen Gottesdienste und religiösen Versammlungen sind schweizweit verboten. Die Kirchgemeinden sagen deshalb Veranstaltungen, Gottesdienste und Religionsunterricht ab. Auch das gottesdienstliche Leben wird heruntergefahren: Taufen und Hochzeiten werden verschoben, Beerdigungen finden nur noch im Kreis der Familie und engsten Freunde am offenen Grab statt, alles andere wäre zu gefährlich. 

Einzelne Gemeinden wie die Gellertkirche BS oder die Münstergemeinde setzen nun aufs Digitale. Predigt und Segenswort kommen online als Video in die Stuben. 

Vor dem Gottesdienst läuten jeweils die Kirchenglocken. Obwohl die Gottesdienste ausfallen, schweigen die Glocken am Sonntag trotzdem nicht. Sie rufen zum Gebet daheim oder unterwegs auf, so der Basler Kirchenrat. Die Evangelisch-reformierte Kirche und die katholische wollen gemeinsam ein Zeichen setzen. «Wir rufen die Menschen in Basel dazu auf, am Sonntag nach dem Läuten der Kirchenglocken das ‹Unser Vater› zu beten», erklärt Kirchenratspräsident Lukas Kundert. «So schaffen wir in Basel eine Gemeinschaft, auch wenn wir uns in der Kirche nicht versammeln können.»

Darüber hinaus unterstützt der Kirchenrat eine Aktion der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz und der Bischofskonferenz. Diese rufen dazu auf, jeweils am Donnerstagabend, um 20 Uhr, gut sichtbar eine Kerze auf dem Fenstersims anzuzünden, im Gedenken an die Kranken, ihre Angehörigen, an die Ärzte und das Pflegepersonal.

Eine temporäre Umnutzung erfuhr die Basler Predigerkirche. Sie dient als Notfallaufnahme für Corona-Verdachtsfälle. «Die Predigerkirche liegt unmittelbar neben dem Universitätsspital. Zudem ist die Luftfeuchtigkeit aufgrund der Bodenheizung aussergewöhnlich gering. Das ist schlecht für die Orgeln, aber gut für die Eindämmung des Virus», erklärt Michael Bangert, Pfarrer der Christkatholischen Kirche Basel-Stadt. Vorläufig seien die Gottesdienste ins Gemeindehaus verlegt worden. Für die Zeit danach habe die reformierte Petersgemeinde angeboten, ihre Kirche mitzunutzen. Die Gottesdienste seien nach wie vor gut besucht. Die älteren Gemeindemitglieder seien sich zwar bewusst, dass das Virus eine Bedrohung für sie ist. Von einer Corona-Hysterie sei aber nichts zu spüren. Es gehe ja um verantwortliches Handeln und um Augenmass, so Bangert.

Ein Zeichen der Solidarität setzt der Baselbieter Kirchenrat Christoph Herrmann. Er ruft dazu auf, jeden Abend um acht Uhr ein Licht ins Fenster zu stellen als Symbol, dass man als Gemeinschaft aufeinander angewiesen sei, und als Zeichen der Verbundenheit mit den am Virus Erkrankten und ihren Angehörigen.

Toni Schürmann / tz, 26. März 2020

 

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