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Süsser die Glocken nie klingen

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25.03.2021
Gedämpftes Läuten im Matthäusquartier: Nicht selten spaltet Glockengeläut die Meinung der Kirchen-Anwohnenden. Die einen wollen an der Tradition festhalten, die anderen fühlen sich gestört.

«Sie haben wunderschöne Glocken», sagt Ranger im Film «Der Schuh des Manitu». Und Uschi erwidert: «Ja, das sind die Glocken meiner Grossmutter.» Nicht immer sind Glocken derart positiv konnotiert. Insbesondere in der Nacht können Glocken für Diskussionen und Auseinandersetzungen sorgen. So auch im Kleinbasler Matthäusquartier.

Ein Teil der Anwohnenden fühlt sich vom Glockenschlag gestört; sie fordern, dass das Läuten eingestellt werde. Für andere wiederum hat der Klang als geliebte Tradition nichts mit Ruhestörung zu tun. «Wir sahen uns mit zwei diametral entgegengesetzten Forderungen konfrontiert», erklärt Matthias Zehnder, Mediensprecher der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Mit einem Kompromiss versucht nun die Kirche, den Unmut zu besänftigen und das Dilemma aufzulösen. «Die Hoffnung ist, dass die Glocken traditionsgemäss läuten, aber nicht mehr stören», so Zehnder. Mit Hilfe der neu eingebauten Technik ist seit rund zwei Monaten der Glockenschlag nachts nur noch halb so laut zu hören; auch tagsüber wurde die Lautstärke reduziert. Erzielt wird das Ergebnis dank lärmdämpfenden Magnethämmern am Läutwerk.

Gemischte Reaktionen
Wie die Quartierbevölkerung die Veränderung wahrnimmt, untersuchte Heike Oldörp vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel. Die Antworten der nicht repräsentativen Umfrage unter den Anwohnern rund um die Matthäuskirche fielen erwartungsgemäss unterschiedlich aus. «Das Stimmungsbild zeigt noch einige Abstufungen zwischen den diametral entgegenstehenden Positionen, auch wenn die Kirche den Kompromiss gesucht hat», erklärt Oldörp.

«Die Antworten umfassen ein breites Spektrum.» Es gebe Leute, die es bedauern, dass es leiser geworden ist – nun fehle ihnen die Struktur. Andere, die das Geläut vorher nicht gestört habe, nehmen keinen Unterschied wahr. Dann gebe es solche, die keinen Unterschied feststellen, sich aber dennoch gestört fühlen, wenn auch nicht gravierend. Andere wiederum, die sich zuvor am Kirchenläuten, nicht aber an den Stundenschlägen gestört haben, würden jetzt eine deutliche Verbesserung spüren. Gleiches gelte für solche, die sich nachts durch die Lautstärke gestört fühlten; sie empfinden die Situation jetzt deutlich verbessert. Und natürlich gebe es noch immer Leute, die der Glockenklang nach wie vor stört.

Unterschiedliche Ansätze
Die Matthäuskirche sei vorerst die einzige Kirche in Basel, bei der dämpfende Magnethämmer zum Einsatz kommen, sagt Matthias Zehnder. Allerdings seien auch bei anderen Kirchen bereits technische Veränderungen vorgenommen worden. So werden die Glockenschläge der Pauluskirche seit zwanzig Jahren mit Blenden gedämpft. «Technisch ist fast alles lösbar», so Zehnder. Das Problem bei der Umsetzung sei in der Regel nicht die Technik, sondern die gegensätzlichen Forderungen pro und contra Glockengeläut aus der Bevölkerung. Im Übrigen beharre die Evangelisch-reformierte Kirche nicht auf dem Läuten rund um die Uhr. So wurde im Sommer 2020 in Kleinhüningen das nächtliche Glockengeläut eingestellt.

Toni Schürmann

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