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«Wir wollen in der Schule präsent sein»

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25.03.2021
Während der Pandemie zeigen Jugendliche vermehrt depressive Symptome. Der Kirchenrat tastet ab, ob Seelsorge an der Kantonsschule sinnvoll wäre.

Die anhaltende Pandemie schränkt den Spielraum von Kindern und Jugendlichen stark ein. Das schlägt sich auf ihre psychische Verfassung nieder. Auch der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst in Schaffhausen beobachtet bei Jugendlichen vermehrt depressive Symptome, Spannungszustände und Zukunftssorgen.

Der Schaffhauser Kirchenrat klärt deshalb ab, ob ein Seelsorgeangebot an der Kantonsschule in Frage käme. «Bei Bedarf würden wir sofort jemanden dafür freistellen», bestätigt Kirchenratspräsident Wolfram Kötter. Bruno Amatruda ist Mitglied des ökumenischen Seelsorgeteams an der Kantonsschule Rychenberg in Winterthur. Seine Stunden im Religionsunterricht schaffen die Grundlage für die Seelsorge: «Wir können keine Gespräche führen, wenn die Schüler uns nicht kennen. Deshalb ist es wichtig, durch möglichst viele Unterrichtsstunden präsent zu sein.»

Eine Win-win-Situation
Er pflegt die Beziehungen zu den Schülern auch in Form von Freizeitangeboten wie Jugendwochenenden und Reisen: «Vor Corona bin ich mit den Schülern regelmässig nach Israel gereist. Solche Aktivitäten fehlen heute spürbar.» Die Zusammenarbeit mit dem schulischen Careteam, das aus speziell geschulten Lehrkräften Schulpsychologinnen, Ärzten und Sozialarbeitern besteht, ist ein weiterer Pfeiler seiner seelsorgerischen Arbeit. «Die reformierte und die katholische Landeskirche finanzieren die Mittelschulseelsorge gemeinsam. Und die Schule stellt das Careteam. Das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten», sagt er.

Zu persönlichen Gesprächen kommen markant mehr Mädchen als Jungs: «Mädchen sind wohl eher gewohnt, über Probleme zu reden. Jungs machen das lieber mit sich selber aus.» Die Anliegen der Jugendlichen betreffen Konflikte zu Hause oder in der Klasse: «Wir unterrichten kein Leistungsfach und sind nicht Elternteil. Das ist eine gute Basis, um einfach mal abzuladen und Perspektiven zu gewinnen.» Die Prüfungsängste hätten durch Corona zugenommen. «Viele können sich zu Hause schlecht organisieren», so der Seelsorger. Er stellt ebenfalls fest, dass mehr Jugendliche unter Depressionen leiden: «Damit meine ich nicht einfach, mies drauf zu sein, sondern sie haben über längere Zeit handfeste Symptome einer Depression.» Oft komme das zwar nicht vor. Es handle sich um drei bis vier Fälle pro Jahr.

Frust und häusliche Spannungen
Thomas Stamm, Lehrer an der Kantonsschule Schaffhausen und als Prorektor bis Sommer 2020 ehemaliges Mitglied der Schulleitung, zeichnet ein ähnliches Bild: «Ein gewisser Frust ist bei unseren Schülern durch die anhaltenden Einschränkungen durchaus feststellbar.» Depressionen, die eine therapeutische Begleitung erfordern, seien in den letzten Monaten nur leicht gehäuft aufgetreten: «Wir sprechen hier von drei oder vier Fällen unter 200 Schülern anstelle von zwei.» Wirklich schwierig sei die Zeit während des Lockdowns im vergangenen Frühling gewesen. Der Hauptgrund: häusliche Spannungen durch enge Wohnsituationen. «Für diese Lernenden haben wir so schnell wie möglich Plätze in unserer Bibliothek eingerichtet, um die beengten Familien- und Wohnsituationen zu entspannen.»

Die Kantonsschule bietet den Schülern eine Anlaufstelle bei persönlichen und schulischen Sorgen und Problemen. Und in der schulischen Aufsichtskommission ist seit Jahren ein Pfarrer vertreten, der in Krisen beigezogen werden kann. Der Kirchenrat ist grundsätzlich gewillt, regelmässige Unterrichtsstunden im Rahmen des Freifachs Religion auf Anfrage der Schulleitung zu finanzieren. «Theologen können im Unterricht vor allem zu Fragen der christlich ethischen Weltanschauung einen wertvollen Beitrag leisten», sagt Kirchenratspräsident Wolfram Kötter und betont: «Wir möchten die Zusammenarbeit mit der Kantonsschule aufnehmen und durch den Unterricht vor Ort präsent sein.»

Adriana Di Cesare

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