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Im Wissen, dass Gott da ist

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27.08.2021
Die junge Theologin Anna Näf feiert am 29. August im Schaffhauser Münster ihre Ordination. Ihre Schwerpunkte sieht sie in der Jugendarbeit und in der Stärkung der Gemeinschaft.

Manchmal hat sich Anna Näf gewünscht, sie hätte Medizin studiert: «Weil da bei aller Komplexität klar ist, wie was funktioniert.» Doch gewählt hat sie mit der Theologie eine Geisteswissenschaft, die vieles in Frage stellt: «Das Theologiestudium hat viel mit einem persönlich zu tun. Die Herausforderung war und ist, mich bei theologischen Fragen selber zu positionieren, anstatt einfach zu lernen, was Luther und Calvin gesagt haben.» Ihr persönlicher Glaube hilft ihr dabei: «Mir hilft das Wissen, dass Gott da ist, und dass alles, was ich tue, in einem grösseren Zusammenhang steht und nicht von mir allein abhängt.» Die Bibel dient Näf als eine Art Wegweiser: «Ich begegne oft biblischen Texten, die mich dazu auffordern, die Augen offen zu halten für das, was in der Welt passiert, und herauszufinden, wofür ich Verantwortung übernehmen kann und wofür nicht.»

Erfahrene Jugendarbeiterin
Am 29. August wird Anna Näf im Münster Schaffhausen ordiniert. Sie freut sich darauf, damit einen wichtigen Schritt zu tun: «Die Kirche traut mir zu, dass ich meinen Auftrag als Pfarrerin erfüllen kann – das ist etwas sehr Schönes.» Die junge Frau stammt aus einer Pfarrfamilie im Klettgau. «Ich besuchte als Kind die Sonntagsschule und später die Jungschar, das hat mich sicher geprägt.» Als es nach der Matura um das Studienfach ging, wählte Näf nicht sofort die Theologie. Sie dachte: «Das hat mein Vater schon gemacht, ich möchte lieber etwas anderes studieren.» Als die Entscheidung schliesslich fiel, war die Anteilnahme zu Hause gross. «Wir haben am Znachttisch viele theologische Diskussionen geführt, das hat mich unterstützt und gefördert.»

Ihr Vikariat hat die Schaffhauserin in der Reformierten Kirchgemeinde Unterentfelden im Kanton Aargau absolviert. Bis Ende Oktober ist sie dort als Stellvertreterin tätig. Was dann kommt, ist noch offen. Sie könnte sich gut vorstellen, eine Pfarrstelle mit dem Schwerpunkt Jugendarbeit zu übernehmen: «Während des Studiums habe ich als Jugendarbeiterin in Löhningen-Guntmadingen und Beringen gearbeitet. Gemeinsam mit den Jungen über wichtige Fragen im Leben nachzudenken, hat mir viel Freude gemacht.» Aber auch bei Beerdigungen spürt sie die Kraft des Glaubens: «Ich empfinde es als Privileg, als Pfarrerin dabei zu sein und etwas sagen zu dürfen. Wenn der Glaube in solchen Momenten zur Sprache kommt, kann er eine tragende Kraft entwickeln.»

Teilzeitpensum denkbar
Im Jahr 2032 werden schweizweit zwei Drittel der amtierenden Pfarrerinnen und Pfarrer pensioniert sein. Daraus ergäbe sich eine Nachfrage von etwa 500 Pfarrpersonen, wie die NZZ berichtete. Bereits heute sind offene Stellen schwer zu besetzen, es mangelt an Nachwuchs. Anna Näf sieht mögliche Gründe dafür in der schwindenden Präsenz der Kirche im Alltag vieler Menschen: «Der Gedanke an den Pfarrberuf ist für viele zu weit weg.» Die immer kleiner werdenden Berufspensen verschärfen die Situation. Die Lebenssituation von Anna Näf lässt ihr noch viel Freiheit: «Ich bin recht frei und habe viele Projekte, die ich weiterverfolgen möchte, darum wäre eine Pfarrstelle von 60 Prozent für mich erst einmal in Ordnung.» Von ihren Mitstudentinnen hört sie anderes. «Auch in meinem Jahrgang gibt es Leute, die auf eine 100-Prozent-Stelle angewiesen sind.»

Die Gemeinschaft stärken
Die junge Theologin hat klare Vorstellungen von einer zukunftsfähigen Kirche: «Ich wünsche mir, dass der Aspekt der Gemeinschaft stärker spürbar wird.» Genauer danach gefragt, antwortet sie: «Wir sollten uns vermehrt im Rahmen der Gemeinschaft fragen, wie wir den Glauben zusammen feiern und nach dem suchen können, was uns Halt gibt. Wir sollten uns fragen, was unser Dorf, unsere Stadt braucht und welchen Beitrag der christliche Glaube dazu leisten kann.» Wie die Kirche solche Schritte in die Zukunft unternimmt, darüber spricht Anna Näf zusammen mit dem Löhninger Pfarrer Lukas P. Huber auch in ihrem Podcast «aufwärts stolpern».

Anna Näf ist bewusst, dass ihre Generation für die Kirche auch als Hoffnungsträger gilt: «Ein Stück weit habe ich die Hoffnung, dass eine junge Generation von Pfarrerinnen und Pfarrern etwas bewegen kann. Aber gleichzeitig weiss ich, dass wir dies nicht als Einzelne, sondern nur als Gemeinschaft erreichen können.»

Adriana Di Cesare

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