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Ja, nein, vielleicht später? Die Kirchen müssen zum Ja zur «Ehe für alle» Stellung beziehen

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18.10.2021
Segnung oder Trauung: Wie reagiert die Berner Kantonalkirche auf das klare Ja zur Zivilehe für gleichgeschlechtliche Paare? Der Prozess läuft. Die Meinungen sind geteilt.

Am 16. Oktober trafen sich die Mitglieder des Kirchenparlaments der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn zur ausserordentlichen Gesprächssynode. Thema: wie umgehen mit dem klaren Bekenntnis der Schweizer Stimmbevölkerung zur gleichgeschlechtlichen Ehe und Trauung? Mit dabei waren ein Befürworter der LGBTIQ-Organisation für Christinnen und Christen, ein Gegner, der aus Freikirchlicher Perspektive argumentierte und eine Pfarrerin der evangelisch-methodistischen Kirche.

Einheit trotz Differenzen
In der anschliessenden Medienorientierung  wurde gleich zu Beginn klar, die Differenzen sind gross. Umso wichtiger sei es, so die Präsidentin der Gesprächssynode-Kommission Karin Spiess, trotz der unterschiedlichen Meinungen einen gemeinsamen Weg zur Trauung für alle zu finden.

In den Diskussionsgruppen sei heftig debattiert worden, beschrieb sie weiter: Folgt die Kirche dem zivilrechtlichen Weg der Ehe für alle? Werden mit der bisherigen Praxis der Segensfeier gleichgeschlechtliche Paare diskriminiert? Wie soll man mit der Gewissensfreiheit der Pfarrerinnen und Pfarrer umgehen? Wie mit Kirchgemeinden, die einer Trauung nicht zustimmen, weil das biblische Zeugnis dagegenspricht?

Entwicklung braucht Zeit
Dankbar für die engagierte Auseinandersetzung zeigte sich Roland Weber, Co-Präsident des Vereins Zwischenraum Schweiz. «Wir als LGBTIQ- Christinnen und Christen wollen gerade im kirchlichen Umfeld sichtbarer werden», betont er. Die Landeskirche befände sich auf einem guten Weg des Miteinanders, auch wenn der Prozess noch nicht abgeschlossen sei. «Mein Leben war kein Sonntagsspaziergang, auch meine Entwicklung brauchte Zeit und Geduld. Deshalb finde ich, dass allen andern diese Zeit ebenfalls zusteht.»

Auch Marc Jost, Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz schätzte die Gesprächskultur an der Synode. Daneben betont er die Wichtigkeit der liturgischen Unterscheidung zwischen der gleichgeschlechtlichen Ehe und der Ehe zwischen Frau und Mann. «Die Kirche sollte nicht dazu beitragen, dass die Ehe sich auflöst», meint er. Bei einer Gleichbehandlung bestehe die Gefahr des «Slippery Slope», der schleichenden Ausweitung. «Wenn Samenspende und Leihmutterschaft etwa für Hetero-Paare möglich ist, müsste es konsequenterweise auch für gleichgeschlechtliche Paare ausgeweitet werden. Sind wir dafür bereit?»

Spaltungen vermeiden
Diese Frage dürfe nicht auf dem Rücken der gleichgeschlechtlichen Paare ausgetragen werden, wendet Synodalratspräsidentin Judith Pörksen-Roder ein. «Das ist eine der ethischen Fragen, die im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang diskutiert werden muss, weil es alle Paare gleichermassen betrifft.» Ziel sei, dass alle Meinungen zu diesen Themen Platz haben, und dass sie weder innerkirchlich noch mit den evangelischen Gemeinschaften zu Spaltungen führen. «Die Reformierten sind grundsätzlich gut ausgerüstet im Umgang mit Vielfalt», fasst Pörksen zusammen.

Im Sommer oder Herbst 2022 werden die Synodalen darüber entscheiden, ob die Berner Kantonalkirche für Gleichgeschlechtliche dieselben Trauungen wie bei Hetero-Paaren durchführen will. Ebenso ist die Methodistische Kirche daran, einen Umgang mit dem Thema zu finden, sowohl innerhalb ihrer Gemeinschaft, als auch zusammen mit den Reformierten.

Katharina Kilchenmann, reformiert.info

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