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Lebensqualität bis zuletzt

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29.10.2021
In den nächsten vier Jahren findet in der Region Basel jährlich eine thematische Woche zu Palliative Care statt. Die Organisation palliative bs+bl möchte damit die breite Öffentlichkeit fürs Thema sensibilisieren.

«Mit der Palliativ-Woche möchten wir dazu anregen, dass sich Menschen mit dem eigenen Sterben und den Möglichkeiten von Palliative Care auseinandersetzen », sagt Hermann Amstad, Vorstandsmitglied palliative bs+bl und Projektleiter der Palliativ-Woche. «Wir laden die Bevölkerung dazu ein, sich Gedanken zu machen über das, was zählt, wenn die Tage gezählt sind.» In der Gesellschaft seien Sterben und Tod noch immer tabuisiert. Jedes Kind wisse zwar, dass wir alle nicht für immer da sind. Aber nur selten sei das eigene Ende ein Thema. «Ideal wäre eigentlich eine gross angelegte schweizweite Sensibilisierungskampagne zum Thema Palliative Care», erklärt Amstad. Da dies aber im Moment nicht realistisch sei, lanciert man vorerst auf regionaler Ebene und im Sinne eines Pilotprojekts eine solche Kampagne. «Ziel ist es, das Verständnis von und für Palliative Care in der breiten Bevölkerung zu verbessern. Bei Palliative Care steht nicht primär die Sterbephase im Zentrum, sondern die Lebensqualität in der letzten Lebensphase.» Im besten Fall begünstige die Kampagne die Nachfrage nach Palliative Care, und es entstehe der nötige Druck auf die Politik, die fehlenden Angebotsstrukturen auszubauen.

Weil es hilfreich und sinnvoll sei, nicht nur das gute Leben zu teilen, sondern auch gemeinsam über das gute Sterben zu reden, will die Organisation palliative bs+bl die oft so «stummen Themen» in der Palliativ-Woche zur Sprache bringen. Denn was zu guter Letzt wesentlich sei, müsse im Hier und Jetzt besprochen werden. Die Palliativ-Woche ’21 ist die erste im vorgesehenen fünfjährigen Zyklus. Unter dem Titel «Lebensqualität bis zuletzt» steht vom 15. bis zum 19. November 2021 die Lebensqualität bei schwerer Krankheit und im Sterben im Zentrum. Im Zeitraum 2022 bis 2025 sind jeweils Mitte November die Themen «Die verbleibende Lebenszeit gestalten », «Gemeinsam statt einsam», «Palliative Care: wie, wann und wo?» sowie «Palliative Care – was bleibt zu tun?» vorgesehen.

Definition «Palliative Care»
Palliative Care bedeutet nicht, «jemanden aufzugeben ». Unheilbar kranke Menschen leben mit ihrer niederschmetternden Diagnose manchmal nur noch ein paar Tage, sehr oft aber noch Wochen, Monate oder gar Jahre. Palliativ heisst so viel wie «bergend, ummantelnd, einhüllend». Eine umfassende Umsorgung, also Palliative Care, kann die Not dieser Menschen wenden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Palliative Care wie folgt: «Palliative Care entspricht einer Haltung und Behandlung, welche die Lebensqualität von Patienten und ihren Angehörigen verbessern soll, wenn eine lebensbedrohliche Krankheit vorliegt. Sie erreicht dies, indem sie Schmerzen und andere physische, psychosoziale und spirituelle Probleme frühzeitig und aktiv sucht und angemessen behandelt.»

Palliative Care bejaht das Leben und erachtet das Sterben als normalen Prozess. Sie will den Tod weder beschleunigen noch verzögern. In den Kantonen Basel-Stadt und Baselland gibt es zahlreiche Institutionen bzw. Organisationen, die sich in der einen oder anderen Form mit dem Lebensende befassen; von diesen haben sich GGG Voluntas, Curaviva Basel-Stadt, Curaviva Baselland, Spitex Basel, die Kommission Palliative Care der Landeskirchen Basel-Stadt, die Ökumenische Koordinationsstelle Palliative Care Baselland sowie Pro Senectute beider Basel bereiterklärt, in der Trägerschaft der Palliativ-Woche mitzuwirken und einen Beitrag zu leisten, und zwar sowohl finanziell als auch durch eigene Aktivitäten. «Palliative Care ist Lebenshilfe für Körper, Geist und Seele, ist aber auch komplex», sagt Hermann Amstad. «Bezüglich Sensibilisierung und Information gibt es noch viel zu tun, damit die Vorteile von Palliative Care auch in der Öffentlichkeit gesehen und verstanden werden.»

Toni Schürmann

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