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«Wir brauchen einen Weg in die Sicherheit, bitte helft uns dabei!»

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02.03.2022
Am Dienstag, 1. März, luden die reformierten Kirchen von Basel-Stadt und Baselland in die Offene Kirche Elisabethen in Basel zum Gebet für den Frieden in der Ukraine ein. Der Andrang war gross, auch Regierungsvertreter bezeugten ihre Solidarität.

Draussen dämmert es, drinnen leuchten die farbigen Glasfenster der Elisabethenkirche in Basel, das Kirchenschiff wird erhellt vom Licht der vielen Kerzen, rund 600 Menschen folgten dem Aufruf zum Gebet für die Ukraine, wo seit knapp einer Woche Krieg herrscht. Die Solidarität war so gross, dass viele auf dem Boden Platz nehmen mussten.

Oft lese er, dass Beten nichts bringe, sagte Pfarrer Frank Lorenz, Co-Leiter der Offenen Kirche Elisabethen, dabei sei «genau jetzt die Zeit zu beten». «Wir sind hier zusammengekommen in Betroffenheit und Hoffnung, mit dem Wunsch zu helfen und Anteilnahme zu zeigen. Das Gebet ist ein Appell an die Verantwortlichen, sich für Frieden einzusetzen und an uns alle, humanitäre Hilfe zu leisten.» Frank Lorenz führte zusammen mit Pfarrerin Judith Borter durch den Gottesdienst.

Bomben bedrohen die Liebsten
Die Ukrainerin Diana Krasnodembska schilderte sichtlich erschüttert und bewegend die Lage in der Ukraine. Sie arbeitet im Team der Offenen Kirche und stammt aus der Stadt Charkiw, auf die einen Tag zuvor der Granatenhagel der russischen Armee niederging und wo ihre Familie lebt. Ein Kollege habe die Bombardements knapp überlebt. Die Leute haben keinen Strom und kein Wasser, es fehle an allem. Der Kontakt zu den Familien sei abgebrochen, erzählt Diana Krasnodembska. Der Vater, der Bruder und seine 15-jährige Tochter harren im Keller und in der Wohnung aus und hoffen, dass die Bomben sie nicht treffen. Die Schwester und ihr Mann haben sich bewaffnet und wollen die Stadt nicht verlassen. «Wir brauchen einen Weg in die Sicherheit, bitte helft uns dabei!», rief Diana Krasnodembska den Anwesenden zu.

Solidarische Regierungsvertreter
Trotz des kurzfristigen Termins nahmen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik an der Feier teil: Simon Ganther, Vizepräsident des Kirchenrates Basel-Stadt, Christoph Herrmann, Präsident des Kirchenrats Baselland, Peter von Sury, Abt von Beinwil und Mariastein, die Baselbieter Regierungsrätin Kathrin Schweizer und Finanz- und Kirchendirektor Anton Lauber sowie Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung, der die Basler Regierung vertrat.

«Es gibt Tage, die sind so düster, dass man das Licht anzünden muss, Tage, an denen einem einfach die Worte fehlen. Heute ist ein solcher Tag», sagte Kathrin Schweizer. Der Krieg in der Ukraine mache sie sprachlos, gleichwohl wolle sie hier ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung ausdrücken. Ihr Mitgefühl und ihre Gedanken seien bei den Menschen in der Ukraine, aber auch bei all den Russinnen und Russen, «die mit diesem Krieg nicht einverstanden sind». «Die Menschen in der Ukraine, die jeden Tag unter dem Krieg leiden, sind nicht allein, wir denken an sie und beten für sie.» Die Kantone setzten alles daran, Schutzbedürftige unbürokratisch aufzunehmen. Im Baselbiet wie auch in den Nachbarkantonen suche man intensiv nach geeigneten Unterkünften.

Frieden, Demokratie und Freiheit
Lukas Ott begrüsste die Anwesenden als «Freunde des Friedens, der Demokratie und der Freiheit». «Trotz aller Ohnmacht haben wir uns hier versammelt, um zu bekräftigen, was Solidarität heute für uns bedeutet.» Sich für den Schutz und die Unversehrtheit der Menschen einzusetzen sowie Verantwortung zu übernehmen für das Recht des Einzelnen und das Recht der Völker, sei heute wichtiger denn je, so Lukas Ott. «Mit der ukrainischen Bevölkerung teilen wir den Schmerz und die Angst. Zeigen wir uns hilfsbereit und zeigen wir uns zur Hilfe fähig!»

Abrüsten mit Worten und Taten
Als Bibeltext wählten die Organisatorinnen und Organisatoren die Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 5, wo es unter anderem heisst: «Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben» und «Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden». Die Taizé-Gesänge und die Flämmchen der kleinen Osternachtkerzen, die alle in der Hand hielten, berührten und vereinten die Anwesenden in der Hoffnung auf Frieden.

Kirchenratspräsident Christoph Herrmann betete dafür, dass «alle Verantwortlichen in Russland, der Ukraine, Belarus, in den USA und der EU Wege aus der Eskalation und der Kriegsrhetorik finden» und abrüsten «mit Worten und Taten».

Text: Karin Müller, kirchenbote-online; Bilder: Oliver Hochstrasser

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