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Der Wunschgötti

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25.04.2022
Normalerweise kann man sich seinen Götti und seine Gotte nicht aussuchen. Nicht so Sandro Bugmann. Mit zehn Jahren wählte er seinen Paten. Er bezeichnet seinen Entscheid als Glückstreffer.

Sandro Bugmann interessierte sich von Kindesbeinen an für religiöse Fragen. Dabei war ihm dies nicht in die Wiege gelegt. Seine Eltern waren aus der katholischen Kirche ausgetreten. Er -jedoch war von den biblischen Geschichten fasziniert und besuchte später den Religionsunterricht. Die «hervorragende Religionslehrerin», so Bugmann, legte den Samen für seine spätere kirchliche Karriere. Heute ist Sandro Bugmann Kirchenrat und -Finanzchef der Reformierten Kirche Kanton Schwyz.

In der dritten Primarklasse realisierte Sandro, dass die anderen im -Unterricht getauft waren – er nicht. Das wollte er nachholen, denn er wollte dazugehören. «Als Neunjähriger wird man zunächst mit so einer Idee nicht ernst genommen», erzählt er. Doch als das Umfeld merkte, wie wichtig es für ihn war, trafen sich Bugmanns mit dem Pfarrer. Rasch kam im Gespräch die Frage nach dem Götti und der Gotte auf.

Sandro wusste bald einmal, wer dafür in Frage kam. Seine Eltern liessen ihm freie Hand. Seine Wahl fiel auf ein Ehepaar, das mit seinen Eltern seit Jahren befreundet war.

Der Götti war ein Studienfreund seines Vaters. Doch der ausschlaggebende Punkt war, dass das Paar die gleichen Werte teilte, Sandro Bugmann sich mit den beiden gut verstand und das Gefühl hatte, dass er, falls es einmal Probleme gebe oder etwas mit den Eltern passiere, sich an sie wenden könnte. Mit zehn Jahren wurde Sandro getauft, natürlich im Beisein seiner neuen Paten. «Sein Götti habe ihn natürlich nicht auf den Arm genommen», witzelt Bugmann. Seit der Taufe haben sein Götti und seine Gotte ihn 13 Jahre lang begleitet. Das 10-Jahr-Taufjubiläum feierten sie mit einem gemeinsamen Essen. Den Entscheid habe er nie bereut, betont Sandro Bugmann.

Genossen hat Sandro Bugmann die Zeit mit seinen Paten, den Besuch des Zirkus, die Fahrten in einem kleinen Boot auf dem Zürichsee oder den Alpenrundflug mit seinem Götti. Er wäre gerne Pilot geworden, erzählt Bugmann. Sein Götte habe ihm mit diesem Geschenk einen Traum erfüllt.

Er kann jederzeit anrufen

Nach 13 Jahren sei der Kontakt natürlich nicht mehr so intensiv wie früher. Sandro Bugmann steht heute voll im Berufsleben, da bleibe wenig Zeit. Seine Paten haben ihn ernst genommen, und ihre positive Grundeinstellung zu den Menschen und zum Leben habe ihn beeindruckt. Es weiss, dass er auch heute bei Problemen zum Telefon greifen kann und ihm geholfen wird. Gerade dies findet Sandro Bugmann am Patenamt wichtig. In der Pubertät, in der es manchmal zu Schwierigkeiten mit den Eltern kommen könnte, sei es wichtig, einen Gesprächspartner ausserhalb der Familie zu haben.

Und wie sah es mit den Geschenken aus? Ihm seien die Geschenke nicht so wichtig gewesen, gefreut habe er sich über die gemeinsame Zeit. Ein besonderes Geschenk erhielt er zur Taufe: Kopien von Gemälden von van Gogh, nicht irgendwelche, sondern solche aus den 1940er-Jahren, erzählt er. Für ihn, der schon als Zehnjähriger die Kunst und die Malerei liebte, war dies eine riesige Überraschung.

Tilmann Zuber, 25.4.2022, Kirchenbote

 

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