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Steiniger Weg

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20.05.2022
Das Buch «mächtig stolz» wurde im Fraumünster getauft. Die Herausgeberinnen – Doris Strahm und Silvia Bernet Strahm – beide Theologinnen, haben grosse Arbeit geleistet für die Schweizer Kirchengeschichte.

Die Wahl des Ortes für die Buchtaufe vom 18. Mai war passend. Doris Strahm, die mit ihrer Schwester Silvia Strahm Bernet unter Mitarbeit der katholischen Theologin Monika Hungerbühler «mächtig stolz» herausgegeben hat, verwies gleich zu Anfang, inklusive Seitenangabe (Seite 82), auf ein Stück jüngerer Frauenkirchengeschichte, das hier gespielt hat. Von 1985 bis 1989 durfte eine Gruppe von Frauen regelmässig eigene Gottesdienste im geschichtsträchtigen Gemäuer abhalten.

Als sie selbstbewusst den Verein «Ökumenische Frauenkirche Zürich» gründeten, kündigte die Kirchenpflege das Gastrecht auf – worauf gegen hundert Frauen am Sonntagmorgen in der Kirche demonstrierten.

Das ist eine von viele Geschichten, die es im neuen Buch zu lesen gibt. Allein ein Blick auf die in den Randspalten zusammengefassten Fakten genügt, um zu zeigen, wieviel Frauen in Kirchen und Gesellschaft in 40 Jahren bewegt haben.

Päpstin gesucht
«Mit diesem Werk setzen Sie eine wichtige Wegmarke auf dem meist steinigen Weg der theologischen Emanzipation», würdigte denn auch die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr das Buch. Auf kritische Fragen an sie als Feministin, die zugleich als Religionsministerin amte, greife sie oft auf Erklärungen zurück, wie zum Beispiel Beschränkungen im dualen System der katholischen Kirche.

Glücklich mache sie dies nicht. Zumindest als Gesellschaft, findet Fehr, sollte man sich nicht scheuen, die Gleichstellung im innerreligiösen Bereich zu fordern und fügte an: «Ja, wir brauchen eine Päpstin, eine Bischöfin, eine Priesterin, eine Imamin, eine Rabbinerin.»

Selber machen
Mit dem Fraumünster verbunden fühlt sich auch Irene Gassmann als Priorin des Zürcher Klosters Fahr. Vieles möchte die Benediktinerin von ihren Glaubensschwestern wissen, die bis 1524 hier lebten, zum Beispiel, was sie heutigen Frauen mit auf den Weg geben würden, um Kirche zu gestalten. Auf aktuelle Fragen wie die Frauenordination ging die Vertreterin der katholischen Frauen bei der Bischofskonferenz nicht ein. Sie betonte indes, wie mächtig stolz das Buch sie mache, obwohl ihre Ordensregel Stolz eigentlich verbiete.

Moderiert wurde die Vernissage von Irene Gysel, eine der Vorkämpferinnen der Frauen, die endlich mitreden wollten in der Kirche, und eine der 70 Autorinnen im Buch. Ironisch bemerkte sie: «Einmal mehr zeigt sich: Frauen müssen selber dafür sorgen, dass ihre Geschichte nicht vergessen geht.» Und das haben sie gut gemacht.

Persönliche Erfahrungen
In neun grosse Kapitel teilt das Buch das Wirken der feministischen Theologie und der Frauenkirche-Bewegung in der Schweiz ein. Zum einen mit Fakten in den Randspalten, zum andern mit spannenden, persönlich gehaltenen Artikeln der vielen Autorinnen. Das ganze feministische Engagement wird so dokumentiert: Von der Arbeit an Bildungshäusern, über das Wirken ökumenischer Frauengruppen, der Forschung von Frauen an theologischen Fakultäten, dem Entstehen kirchlicher Frauen- und Genderfachstellen, bis hin zu neueren, zum Teil auch interreligiösen Projekten, die sich Genderfragen, Ökonomie, Ökologie und globaler Gerechtigkeit widmen.

Aktuelle Bilanz
Und wo stehen die Frauen in der Kirche heute? Mit dieser Frage befasst sich am 31. Mai auf reformierter Seite die Frauenkonferenz der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, deren Präsidentin Rita Famos krankheitshalber an der Vernissage fehlte. Unter dem Titel «Gleiche Rechte – gleiche Macht? Zustand und Zukunftswege der Gleichstellung in der Kirche» soll eine aktuelle Bilanz gezogen werden.

Christa Amstutz, reformiert.info

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