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Gottfried Locher zu Besuch bei Papst Franziskus

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09.03.2016
Kirchenbundpräsident Gottfried Locher wurde Anfang März von Papst Franziskus zu einer Privataudienz empfangen. Er erzählt, was in den zwanzig Minuten zur Sprache kam und warum er jetzt auch für den Papst betet.

Herr Locher, was für ein Mensch ist der Papst? Wie hat er auf Sie gewirkt?
Freundlich, am Anfang etwas distanziert. Wie man halt so ist, wenn man im Stundentakt Leute empfangen soll. Da braucht jeder etwas Zeit, um sich auf ein immer wieder neues Gegenüber einzulassen. Bald wurde die Stimmung aber herzlich.

Wie ging es dem Papst? Man hört immer wieder Gerüchte, dass er krank sei.
Auf mich wirkte er gesund und munter.

Waren Sie aufgeregt?
Aufgeregt nicht gerade, aber etwas angespannt. Ich wusste ja nicht, wie interessiert Franziskus an dem Gespräch ist, wie sehr er sich darauf einlassen mag.

Wie kam es überhaupt zu der Audienz im Vatikan?
Der Papst kennt die Lutheraner besser als die Reformierten, da wollte ich ein wenig Gegensteuer geben. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch hat schon seit längerem ein Treffen vorgeschlagen. Als Ökumene-Minister des Vatikans hat er dann die Audienz organisiert. Ich wurde in meiner Funktion als Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa eingeladen.

Worüber haben Sie und Papst Franziskus gesprochen?
Wir haben über die ökumenische Situation und über die Religionslandschaft in der Schweiz gesprochen, wie viele katholische und reformierte Christinnen und Christen hier leben, welche anderen Glaubensgemeinschaften es gibt. Und natürlich haben wir uns unterhalten über das Reformationsjubiläum beziehungsweise Reformationsgedenken, wie es die Katholiken nennen. Ich habe kurz erzählt, was wir planen für die 500-Jahr-Feier vom nächsten Jahr.

Welche Themen kamen in Bezug auf die Ökumene zur Sprache?
Wir waren uns einig darüber, dass Ökumene eher eine pastorale als eine diplomatische Aufgabe sei. Ihr Ziel ist das gemeinsame Zeugnis für Jesus Christus. Das ist auch ein Zeugnis für die Armen, hat Franziskus betont. Diese Sicht auf die Ökumene gefällt mir. Die Kirche muss sich getrauen, laut auszusprechen, woran sie glaubt und wofür sie steht – unabhängig davon, ob sie damit Zustimmung oder Widerspruch erntet.

In der Schweiz wehrt sich die katholische Basis immer wieder gegen konservative Kräfte wie Bischof Huonder. Haben Sie um Verständnis geworben für die liberalen Katholiken?
Wir haben über die Reformierten und die Ökumene gesprochen und nicht über die Situation innerhalb der katholischen Kirche.

Sie haben dem Papst als Gastgeschenk eine Zwingli-Bibel mitgebracht. Enthält sie eine persönliche Widmung?
Die Zwingli-Bibel war ein Geschenk der Zürcher Kirche mit einem Begleitschreiben von Kirchenratspräsident Michel Müller.

Und wie haben Sie sich verabschiedet?
Papst Franziskus hat vorgeschlagen, dass wir gemeinsam beten. Da haben wir miteinander das Vaterunser gesprochen, er auf Italienisch, Kardinal Koch und ich auf Deutsch. Der Papst hat mich verabschiedet mit den Worten: «Beten Sie für mich.»

Haben Sie das schon getan?
Ja, das habe ich. Er ist 78 Jahre alt und sein Amt ist unglaublich anstrengend. Schon nur ein solcher Audienztag zeigt das deutlich. Hinzu kommen die vielen Reisen und die Belastung, dass jedes Wort, das er sagt, auf die Goldwaage gelegt wird. Franziskus hat es nötig, dass man ihn im Gebet nicht vergisst. Wie alle anderen Menschen auch.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Christa Amstutz / reformiert. / 9. März 2016

 

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