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Zürcher Kirchenlandschaft neu zeichnen

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27.05.2016
Der Zürcher Kirchenrat zeigt auf, wie er sich die künftige Kirchenlandschaft im Kanton vorstellt. Auf einer Karte, die er als Entwurf vorlegt, ist zu sehen, wie sich Kirchgemeinden zusammenschliessen könnten. Gleichzeitig wird diesen mehr Zeit zugestanden.

39 statt 174 Kirchgemeinden. So könnte sich in Zukunft die Karte der Zürcher Landeskirche präsentieren. Zumindest nach den Vorstellungen des Kirchenrats. Dieser hat gestern vor den Medien aufgezeigt, welche Kirchgemeinden sich miteinander zusammenschliessen sollen. Auch hat er einen aktualisierten Zeitplan für Fusionen im Rahmen von KirchGemeindePlus vorgelegt, dem grossen Reformprojekt der reformierten Kirche. Ferner beantwortet der Kirchenrat eine Reihe von Antworten, nachdem die Kirchensynode im November 2015 von ihm mehr Klarheit gefordert hatte.

Die Karte dürfte einiges zu reden geben unter den Kirchgemeinden. Hinwil ist, obwohl dort die Kirchgemeinden von einem bezirksweiten Zusammengehen reden, in vier Gemeinden aufgeteilt. Winterthur, wo bislang wenig in Bewegung war, ist in drei Gemeinden aufgeteilt. Und im Bezirk Horgen ist Thalwil den vier Gemeinden Adliswil, Langnau, Kilchberg und Rüschlikon zugeteilt, die bislang Gespräche unter sich geführt hatten.

Vor den Medien strich Kirchenrat Daniel Reuter indes gestern deutlich heraus, dass diese Karte als Entwurf zu verstehen sei und nicht als ein Zwang zu Fusionen. «Wir sagen nicht: Genau so wollen wir’s haben. Sondern wir schicken unseren Entwurf nun in die Vernehmlassung an die Kirchgemeinden, die sich dazu äussern sollen.» Die Karte gibt eine klare optische Vorgabe, an der sich die Gemeinden für weitere Gespräche orientieren können.

«Keiner bleibt allein»
Der vorgelegte Reformplan geht denn auch von den bisherigen Gesprächen unter den Kirchgemeinden aus, die seit der Lancierung von KirchGemeindePlus im Jahr 2012 stattgefunden haben. Für den Kirchenrat ist wichtig, dass keine Kirchgemeinde allein bleibt. Kirchenratspräsident Michel Müller appellierte an die Solidarität, finanziell oder strukturell weniger attraktive Gemeinden nicht auszugrenzen. Ziel ist es, dass die neuen Kirchgemeinden finanziell soweit als möglich auf eigenen Beinen stehen können. Auch wird im Plan auf die Festlegung einer minimalen Mitgliederzahl verzichtet.

Etappierter Zeitplan
Neu ist auch der zeitliche Rahmen, der für die Gemeindefusionen vorgelegt wird. Alleiniger Richtwert ist nicht mehr der Beginn der Amtsperioden 2018-2022 in den Gemeinden. Der Kirchenrat trägt der Tatsache Rechnung, dass die einzelnen Kirchgemeinden sehr unterschiedlich weit unterwegs sind im Reformprozess. «Die Ungleichzeitigkeit ist eine grosse Herausforderung» bekannte Müller. Gemäss dem neuen, etappierten Zeitplan soll in den ungeraden Jahren – also 2017, 2019, 2021 und 2023 – die Kirchensynode jeweils gebündelt Gemeindszusammenschlüsse genehmigen können. «Für einzelne Kirchgemeinden ist das immer noch zu schnell, andern gibt es die nötige Luft», betonte Müller. Doch riet er den Kirchgemeinden, möglichst schnell vorwärts zu machen. Bis 2020 sei die finanzpolitische Entwicklung der Kirche noch einigermassen absehbar, danach aufgrund des Mitgliederschwundes der Kirchen und dem Spardruck, der auch auf Bund und Kanton lastet, nicht mehr.

Müller strich heraus, es müsse nicht wegen KirchGemeindePlus gespart werden; die Reform sei vielmehr eine «Auffangmöglichkeit», künftiges Sparen besser zu bewältigen und durch möglichst optimale Bündelung, Koordinierung und Zusammenlegung von Infrastrukturen das Leistungsniveau der Kirche zu bewahren.

Weiterer Rückgang
Die Landeskirche hat beim kantonalen Statistischen Amt eine Prognose für die Mitgliederentwicklung der reformierten Kirche bis ins Jahr 2040 erstellen lassen. Diese Zahlen sagen einen Mitgliederrückgang von 22 Prozent bis 2040 im ganzen Kanton Zürich voraus. Der Rückgang verteilt sich jedoch gebietsmässig unterschiedlich: In ländlichen Gebieten ist mit einem Drittel zu rechnen. In den Städten Zürich und Winterthur wird er hingegen deutlich geringer ausfallen. Und im Limmattal stehen die Zeichen gar auf Anstieg: Durch ein anhaltend starkes Bevölkerungswachstum können einige reformierte Kirchgemeinden sogar wieder wachsen. Der gestern präsentierte Ergänzungsbericht des Kirchenrats mit der Karte der neuen Kirchgemeinden, dem angepassten Zeitplan und einigen inhaltlichen Klarstellungen wird im Juli 2016 in der Synode behandelt. Der Reformplan geht nun in die Vernehmlassung und wird im Sommer 2017 erneut der Synode vorgelegt.

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Stefan Schneiter / reformiert. / 27. Mai 2017

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