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Landeier

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30.05.2016
Stadt - Land, ein scheinbarer Gegensatz, der die Landbewohner eher als Verlierer erscheinen lässt. Das muss nicht sein. Auch Rechtfertigungen sind unnötig. Landliebe tut einfach gut und Landeier gibt es sicherlich schon länger als Stadthühner und Grossstadtgockel.

Andreas Schenk - Ich bin ein Landei. Ich liebe das Landleben und die Käffer. Ja, die ganz besonders. Orte, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Orte, wo keiner einfach mal hinfährt. Orte, wo man sich grüsst, auch wenn man sich nicht persönlich kennt. Orte, wo Fremde noch auffallen und kritisch beäugt werden. Orte, wo selbst der Weltuntergang etwas später ankommt und ab 22.00 Uhr nur noch die Grillen zirpen. Und wenn ein Gewitter im Anzug ist, darf man selbstverständlich unterstehen. Wo ist das besser möglich, als unter dem Dach eines Emmentaler Bauernhauses? In der Stadt, bei Hochhäusern jedenfalls nicht.

 Und bei manchen dieser Bauernhäuser erhielten früher auch Landstreicher und Vagabunden einen Teller Suppen oder eine Scheibe Brot und manchmal sogar eine Wurst. Und wenn die Hausmutter ein besonders weiches Herz hatte oder wenn der Bauer zu den Stillen im Lande gehörte, dann konnte er gar für einige Tage Unterschlupf finden. Auch wenn er „etwas anders roch“. Und manchmal galt das auch für junge Frauen, in einer Notlage. Ein Unterschlupf mit Familienanschluss.

Ich weiss, in der Stadt gab es dafür das Passantenheim der Heilsarmee und heute gibt es da dafür Notschlafstellen und Frauenhäuser. 

 Und doch ist es auf dem Land anders. Ja, ich gebe es zu, in St. Gallen hat es mir zu viele Menschen. Und in der Appenzeller Hauptgasse oft auch. So viele Menschen - und sie sind erst noch anders. Anders, aufgeregter, abgehobener als wir vom Land. Natürlich, das ist keine „ethnologische Wahrheit“ und nicht einmal eine einigermassen neutrale Beobachtung. Es ist eine Idealvorstellung, ein Wunschbild von einem Landmenschen, der für einmal ganz parteiisch aus dieser Sicht über das Land nachdenken soll.

 Ja, ich bin ein Landei, ein Emmentaler Bio-Landei sozusagen. Ich bin stolz darauf. Und tief in meinem Herzen glaube ich, ohne Landeier gäbe es auch keine Stadthühner und keine Grosstadtgockel. Zumindest da war das Ei vor dem Huhn.

 Übrigens: Jesus war auch ein Landei, ein Galiläer, ein Zimmermannssohn. Die Erdscholle an den Füssen. Den Nächsten im Herz. Ja, auf dem Land ist man auf den Nächsten angewiesen. Gerade weil er meist weiter weg ist, als in der Stadt. Jesus war so einer, den jeder einzelne Mensch interessierte.

 Auf dem Land ist das noch möglich. Wir brauchen mehr Jesus-Landeier. Menschen die das Kleinräumige lieben und hie und da einen Fremden aufnehmen. Zögerlich und ungern vielleicht zuerst. Aber dann doch irgendwie auch herzhaft. Jedenfalls wenn es hart auf hart geht. Und mein Hemd ist dann auch sein Hemd. Und statt den Landstreichern und Vagabunden sind es heute vielleicht Stadtverdrossene, Ausgesteuerte oder Flüchtlinge. Ja, unter den weiten Dächern hätte es doch immer noch Platz. Und in manchen „engstirnigen“ Köpfen auch. Nein, nicht für alle. Aber doch für die oder den Nächsten. Denn das Herz, das ist auf dem Land bei den meisten noch auf dem rechten Fleck … ach gäbe es doch mehr Landeier. Es lebe das Landleben!

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