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Schmutziges Rohstoff-Geschäft im Kongo

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01.01.2016
Brot für alle und Fastenopfer ­kritisieren in einer neuen Studie die Tätigkeiten des Schweizer Rohstoffkonzerns Glencore in der Demokratischen Republik Kongo. Glencore kaufe Kupfer von Zwischenhändlern, das unter sehr prekären Bedingungen abgebaut werde, lautet der Vorwurf.

Während über einem halben Jahr haben Brot für alle und Fastenopfer in Zusammenarbeit mit lokalen Nichtregierungsorganisationen Nachforschungen angestellt, um die Folgen der Unternehmensaktivitäten des Rohstoffkonzerns im Kongo zu untersuchen. Es fanden verschiedene Besuche vor Ort statt, und Dutzende von Interviews mit Bergleuten, Dorfbewohnern, Vertretern von Nichtregierungsorganisationen und von lokalen Behörden wurden geführt.
Mit den Recherchen wollten die Hilfswerke herausfinden, in welchem Masse Glencore ihre beiden im Kongo tätigen Tochterfirmen Kamoto Copper Company (KCC) und Mutanda Mining (Mumi) überprüft und gewährleistet, dass diese die Menschenrechte und Umweltbestimmungen einhalten.

Minderjährige Kleinschürfer
In ihrer Studie stellen die Hilfswerke fest, dass «Geschäfte mit Erzen aus informellem Abbau» die Menschenrechtsbilanz von Glencore trüben. In der Tagebaustätte Tilwezembe, 40 Kilometer von der Stadt Kolwezi in der Provinz Katanga entfernt, sollen über 1600 «informelle» Bergleute Kupfer aus unterirdischen Vorkommen fördern. Dabei gilt Tilwezembe offiziell als «ruhende Mine». Mehr als ein Drittel dieser Kleinschürfer sei minderjährig, so die Studie. Über verschiedene Zwischenhändler gelange ein Teil der Rohstoffe in den Besitz von Glencore, so die Studie.
Das Unternehmen weist die Kritik zurück. Das betreffende Abbaugebiet sei von Kleinschürfern besetzt worden. «Glencore profitiert in keiner Weise davon und kauft auch keine Produkte von Kleinschürfern», sagte Glencore-Sprecher Simon-Buerk gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

Verschüttungsgefahr
In der Abbaustätte Tilwezembe seien die Arbeits- und Lebensbedinungen sehr prekär, kritisieren die Hilfswerke. Die Bergleute arbeiten in Löchern mit einer Tiefe von 25 bis 80 Metern ohne Sicherheitsvorkehrungen. Die Verschüttungsgefahr sei sehr gross, da die Stollen jederzeit einstürzen könnten. Zudem fehlten sanitäre Einrichtungen und der Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die unhygienischen Bedingungen seien Ursache von Krankheiten.
Die Tätigkeiten, an denen Glencore beteiligt ist, führten in gewissen Gebieten zu gravierenden Umweltschäden, kritisieren die Hilfswerke weiter. In einem Verarbeitungsbetrieb des Konzerns in Luilu werde Schwefelsäure unbehandelt in den gleichnamigen Fluss abgeleitet. Das Flusswasser kann weder zum Bewässern der Felder noch als Trinkwasser genutzt werden. Glencore hat nach eigenen Angaben Massnahmen gegen die Umweltverschmutzung ergriffen.
Steuervermeidungspraktiken»
Brot für alle und Fastenopfer werfen dem Rohstoffkonzern schliesslich «Steuervermeidungspraktiken» vor. Zwar leiste Glencore im Kongo rechtmässig Abgaben in Form von Lizenzgebühren und Import- beziehungsweise Exporttaxen. Indem das Unternehmen jedoch im Kongo erzielte Gewinne über interne Verrechnungen zwischen seinen Tochterfirmen in Steueroasen verlagere, entgingen dem Staat laut Berechnungen der Hilfswerke Dividenden und Gewinnsteuern in der Höhe von rund 196 Millionen US-Dollar (rund 180,3 Millionen Franken) in den letzten zwei Jahren.
Die Hilfswerke fordern deshalb Steuertransparenz. Multinationale Unternehmen sollten ihre Rechnung nach Ländern offenlegen, damit ersichtlich sei, welche Steuern bezahlt beziehungsweise nicht bezahlt werden. Eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen gab der Konzern laut SDA nicht ab. 

kipa/pd

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