Kaum Ökumene beim Abendmahl
Vereint statt getrennt am Tisch des Herrn: Für viele gemischt-konfessionelle Paare in Luzern wäre es eine grosse Erleichterung, könnten sie egal in welcher Kirche das Abendmahl gemeinsam einnehmen. Doch das alle Christen verbindende Mahl wird von reformierten und römisch-katholischen Gemeinden kaum mehr gemeinsam gefeiert. Die ablehnenden Voten aus Rom und Solothurn der vergangenen Jahre haben unter anderem dazu geführt. Eine Annäherung beim Abendmahl ist nicht erkennbar. Das ergab eine Umfrage des Kirchenboten in mehreren Kantonen.
Vereinzelt gibt es jedoch hoffnungsvolle Beispiele, so auch in Luzern: In Dagmersellen, Buchrain, Ebikon, Emmen-Rothenburg und im Luzerner Pflegeheim Eichhof finden, zumindest gelegentlich, gemeinsame Eucharistie- und Abendmahlfeiern statt. Bei allen anderen Kirchgemeinden werden praktisch keine gemeinsamen Abendmahlfeiern (mehr) begangen. Teilweise sei dies früher einfacher möglich gewesen, heisst es häufig in den Bemerkungen zur Umfrage.
Geht es indes um die Zulassung von Katholiken zum Abendmahl, dann ist dies in den meisten Kirchgemeinden die Regel. In gewissen Gemeinden werden die Gläubigen anderer Konfessionen sogar speziell zur Teilnahme eingeladen. Diese Gastfreundschaft werde, so die Umfrageergebnisse, von den Angehörigen römisch-katholischen Glaubens auch angenommen und geschätzt. Das Ergebnis deckt sich mit jenem in Luzern.
Einmal im Monat genügt
Während Calvin noch die wöchentliche Abendmahlfeier forderte, gab es in Zeiten des reformierten Pietismus eine regelrechte Abendmahlsscheu und entsprechend seltene Gelegenheiten bis hin zur nur einmal jährlichen Feier am Gründonnerstag. Die meisten der befragten Gemeinden feiern laut Umfrage das Abendmahl im Schnitt einmal monatlich oder seltener. So auch in Luzern, wo viele Gemeinden nur an Feiertagen zum Abendmahl einladen. Damit soll auf die besondere Stellung und den Wert des Mahls hingewiesen werden, «Abnützungserscheinungen» könnten so vermieden werden, lautet der Tenor dieser Gemeinden. Wo öfter gefeiert wird, werde dadurch der wortlastige Gottesdienst bereichert und den Reformierten die Scheu vor dem «frommen» Abendmahl genommen oder die Appetitlosigkeit, wie es Professor David Plüss nennt. Die Gemeinde könne das Abendmahl durch das vermehrte Feiern als etwas Natürliches erfahren. Neun Luzerner Seelsorgende wünschten sich eher mehr Abendmahlfeiern, wobei viele Gemeinden aber oft mit dem Status quo zufrieden seien. Die grösste Vielfalt herrscht bei der Wahl der Liturgie, sozusagen dem Drehbuch des Abendmahls. Hier findet vieles Anwendung: von der altkirchlichen Praxis über die reformierte Tradition bis zur katholischen, selbst verfassten oder an Taizé angelehnten Liturgie auf Hochdeutsch oder Dialekt. Dies trifft auch auf Luzern zu.
Die Antworten auf die Frage, ob die Kirchgänger die Bedeutung des Abendmahls verstünden, lässt vermuten, dass die Möglichkeiten der Interpretation so zahlreich sind, wie jene der Teilnehmenden.
Annette Meyer zu Bargholz und Franz Osswald
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