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Keine Ökumene beim Abendmahl

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01.01.2016
Repräsentative Umfrage zum Abendmahl: Eher selten, auf viele verschiedene Arten und kaum ökumenisch so wird das Abendmahl in Innerschweizer Kirchgemeinden gefeiert.

Für viele gemischt-konfessionelle Paare in der Innerschweiz wäre es eine grosse Erleichterung, könnten sie egal in welcher Kirche das Abendmahl gemeinsam einnehmen. Doch das alle Christen verbindende Mahl wird von reformierten und römisch-katholischen Gemeinden kaum mehr gemeinsam gefeiert. Die ablehnenden Voten aus Rom und Solothurn der vergangenen Jahre haben unter anderem dazu geführt. Eine Annäherung beim Abendmahl ist nicht erkennbar. Das ergab eine Umfrage des Kirchenboten in mehreren Kantonen.
Sucht man in der Innerschweiz nach gemeinsamen Abendmahlfeiern wird man nicht fündig. Nur in Obwalden gibt es eine Tradition gemeinsamer Abendmahle. Teilweise wird es abwechselnd katholisch oder reformiert eingenommen oder in verschiedenen Reihen. Bei allen anderen Kirchgemeinden werden keine gemeinsamen Abendmahlfeiern mehr begangen. Dies sei früher möglich gewesen, heute indes nicht mehr, wird mehrfach in Bemerkungen zur Umfrage mit Bedauern angeführt.
Geht es jedoch um die Zulassung von Katholiken zum Abendmahl, dann ist dies in den meisten Kirchgemeinden die Regel. In gewissen Gemeinden werden die Gläubigen anderer Konfessionen sogar speziell zur Teilnahme eingeladen. Diese Gastfreundschaft werde, so die Umfrageergebnisse, von den Angehörigen römisch-katholischen Glaubens auch angenommen und geschätzt.

Einmal im Monat genügt
Während Calvin noch die wöchentliche Abendmahlsfeier forderte, gab es in Zeiten des reformierten Pietismus eine regelrechte Abendmahlsscheu und entsprechend seltene Gelegenheiten bis hin zur nur einmal jährlichen Feier am Gründonnerstag. Die meisten der befragten Gemeinden feiern laut Umfrage das Abendmahl im Schnitt einmal monatlich oder seltener. So auch in der Innerschweiz. Damit soll auf die besondere Stellung und den Wert des Mahls hingewiesen werden, «Abnützungserscheinungen» könnten so vermieden werden, lautet der Tenor dieser Gemeinden. Wo öfter gefeiert wird, zum Beispiel in Brunnen SZ und Altdorf UR wird argumentiert, dass dadurch der wortlastige Gottesdienst bereichert und den Reformierten die Scheu vor dem «frommen» Abendmahl genommen werde oder die Appetitlosigkeit, wie es Professor David Plüss nennt. Die Gemeinde könne das Abendmahl durch das vermehrte Feiern als etwas Natürliches erfahren und würde dadurch gestärkt. Nur drei Seelsorgende in der Innerschweiz wünschen sich eher mehr Abendmahlfeiern. Die Mehrheit plädiert für den Status quo mit der Begründung, die Gemeinde würde damit zufrieden sein.
Die grösste Vielfalt herrscht bei der Wahl der Liturgie, sozusagen dem Drehbuch des Abendmahls. Hier findet vieles Anwendung: von der altkirchlichen Praxis über die reformierte Tradition bis zur katholischen, selbst verfassten oder an Taizé angelehnten ­Liturgie auf Deutsch oder Dialekt. Dies trifft auch auf die Innerschweiz zu.
Die Antworten auf die Frage, ob die Kirchgänger die Bedeutung des Abendmahls verstünden, lässt vermuten, dass die Möglichkeiten der Interpretation so zahlreich sind, wie jene der Teilnehmenden.

Annette Meyer zu Bargholz und Franz Osswald

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26.04.2012: David Plüss: Plädoyer für mehr Abendmahl

Links:
Zu den Umfrageergebnissen

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