«Unser Land besteht nicht nur aus Bergen»
Herr Kummer, was hat Ihnen der Blickwechsel gebracht?
Der Tag mit Lina und Lubna war für mich eine grosse Bereicherung und auch eine schöne Abwechslung. Ich lernte eine Familiengeschichte kennen, die mich beeindruckt, sowie zwei junge Frauen, die wissen, was sie möchten und sich der Schwierigkeiten bewusst sind, um an ihr Ziel zu kommen. Ihr Status aber als vorläufig anerkannte Flüchtlinge birgt eine sehr grosse Unsicherheit. Von einem Tag auf den anderen könnten sich ihre Bemühungen in Luft auflösen und sie müssten das Land wieder verlassen. Beeindruckend, mit welcher Gelassenheit und grosser Hoffnung sie diese Situation meistern.
Die erfolgreichsten Schweizer Filme «Schweizermacher» oder «Die Reise der Hoffnung» beschäftigten sich mit dem Thema der Migration. Das momentane Filmschaffen widmet sich eher Themen aus der Heimat und der Bergwelt. Was ist da geschehen?
Es gibt tatsächlich immer wieder Jahre, wo die eigene Heimat oder eben auch ländliche Themen filmisch umgesetzt werden. Es sind Trends, die auch wieder verschwinden. Aber wenn sich Filme mit beispielsweise Migrationsfragen beschäftigen, sind das für mich universelle Geschichten, die aber eindeutig lokalisierbar sind und dadurch auch eine Identität erhalten. Sich aber mit dem «Woher» und «Wohin» im eigenen Lebensraum auseinandersetzen zu wollen scheint mir eine Notwendigkeit, auch wenn sich die Häufigkeit ein bisschen zu stark durchsetzt. Unser Land besteht ja nicht nur aus Bergen und ländlichen Gebieten. Das pulsierende Leben findet in den Städten statt, dem Schmelztiegel unserer verschiedenen Kulturen. Dieser Aspekt fehlt mir persönlich schon ein bisschen im Gegenwartsfilm.
Wie wichtig sind Flüchtlinge für das Schweizer Kulturschaffen?
Flüchtlinge, oder besser gesagt uns fremde Kulturen, waren und sind auch heute noch sehr wichtig für das Kulturschaffen. Es wird Aufklärung im besten Sinne gemacht oder aber, Secondos drücken sich selber künstlerisch aus und bereichern dadurch die Vielfalt des Kulturangebotes bei uns, auch im Schweizer Film.
tz
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