Mit Folgen für alle
Vor kurzem hat der Regierungsrat das Entlastungsprogramm bekannt gegeben. Darin werden ab 2014 die Staatsbeiträge an die Landeskirchen um einen Viertel gekürzt. Die Streichungen stossen die Kirchen vor den Kopf. In einer gemeinsamen Medienmitteilung weisen sie darauf hin, dass sie bei einer Annahme nicht einmal ihren arbeitsrechtlichen Verpflichtungen nachkommen könnten. Die Pfarrerinnen und Pfarrer sind bis 2015 gewählt. Die Kirchen wehren sich gegen die Kürzung, betonen aber auch, dass sie zu Gesprächen bereit sind.
Das Sparprogramm der Regierung könnte sich als Schnitt ins eigene Fleisch erweisen. Untersuchungen aus den Kantonen Zürich, Solothurn und Baselland zeigten, dass sich die Kirche stark für die Gesamtgesellschaft engagiert. Jeder Franken, den der Kanton entrichtet, wird von den Kirchen verdreifacht, vor allem dank Freiwilligenarbeit, so etwa das Ergebnis der Untersuchung, welche die Fachhochschule Nordwestschweiz im Kanton Solothurn durchführte. Im Kanton Schaffhausen zeigt sich ein ähnliches Bild: «Freiwillige in Kirchgemeinden organisieren Angebote für Alleinlebende, Familien, Jugendliche», bestätigt Kirchenratspräsident Frieder Tramer.
Seelsorge für alle
«Auch haben die Kirchen zahlreiche soziale Einrichtungen initiiert und tragen diese oftmals heute noch mit.» Etwa den «Schärme», die Drogenberatungsstelle und die Gassenküche. «Viele kirchliche Leistungen wie die Spital- und die Gefangenenseelsorge kommen der ganzen Gesellschaft zugute», so Tramer.
Aber es steht noch viel mehr auf dem Spiel: «Wer segnet die Kinder, wer feiert Firmung, Konfirmation oder Hochzeit, wer ehrt die Toten und tröstet die Trauernden», sagt Pfarrer Heinz Brauchart, der in den Schaffhauser Nachrichten Kolumnen verfasst. «Wer lädt dazu ein, die Gemeinschaft zu pflegen und das Leben ab und zu mit etwas Heiligkeit und transzendentem Glanz zu feiern?» Die Kirchen sorgten auch für geistige und seelische Verwurzelung, die Folgen einer Entwurzelung bekäme die ganze Gesellschaft zu spüren.
Diese Fakten sollten dem Regierungsrat eigentlich bekannt sein. Er selbst schrieb vor wenigen Jahren in einem Bericht: Die Beiträge an die Kirchen seien Abgeltungen für historische Rechte und für zugunsten der Öffentlichkeit geleistete Dienste. Damit seien auch die Grundwerte für das Zusammenleben gemeint, welche für Demokratie und Wirtschaft wesentlich seien. Will die Regierung auf diese Werte plötzlich verzichten?
Barbara Helg
Mit Folgen für alle