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Bühne frei für den Bettelmönch

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01.01.2016
Bereits zum dritten Mal präsentiert der Kirchenchor Brunnen-Schwyz eine Uraufführung: «Pace e bene» besingt das Leben des Franz von Assisi. Die Texte schrieb ein evangelischer Pfarrer.

Während die Amtskirche in Pomp und Prunk versank, formierte sich im Hochmittelalter eine mächtige religiöse Gegenströmung: Bettelmönche wie Franz von Assisi (1181/821226) predigten Verzicht und Demut. Reiche und Adelige, Männer und Frauen, gaben ihren bisherigen Lebensstil auf und wurden freiwillig arm. Der evangelisch-reformierte Kirchenchor Brunnen-Schwyz besingt jetzt das Leben des Ordensgründers und späteren Heiligen in einem Chorwerk. Im September findet die Uraufführung in der Klosterkirche Ingenbohl statt.
«Pace e bene» («Frieden und Gutes wünsche ich Dir») ist nach «Bewegt» (2007) und «Herz und Hände» (2009) bereits die dritte Zusammenarbeit des Kirchenchors mit dem Komponisten, Dirigenten und Schwyzer Kulturpreisträger Hansjörg Römer und dem Texter Thomas Prelicz einem evangelischen Pfarrer.
«Franz von Assisi hat nicht nur Katholiken etwas zu sagen», findet Prelicz, der 22 Jahre in der Freien Evangelischen Gemeinde Arth predigte. «Zu Franziskus Lebzeiten war die christliche Kirche noch nicht gespalten. Und die Idee, sich materiell zu beschränken und als Besitzlose zu fröhlichen Boten Gottes und Helfern der Mitmenschen zu werden, ist doch ein interessanter Ansatz», findet der 57-Jährige. Zwölf Lieder, die auf Leben und Werk des heiligen Franz basieren, hat Prelicz geschrieben. Dazu musste er sich, als die Anfrage von Chor-Präsidentin Monika Giersberger kam, zunächst ins Thema vertiefen. «Ich habe alles gelesen und angeschaut, was mir in die Finger kam», berichtet er. Um das Leben als Mönch besser zu verstehen, logierte er sogar eine Woche im Kloster Rapperswil.
Das Credo des Franz von Assisi, dass Glaube etwas mit dem praktischen Leben zu tun haben sollte, kennt der gelernte Schriftsetzer Prelicz aus eigener Erfahrung. Als Konfirmand bei Pfarrer Ernst Sieber im Züribiet, habe er schon früh verinnerlicht, dass man mit der Bibel in der einen und dem Besen in der anderen Hand Arbeit und Glauben verbinden sollte. «Charismatische Persönlichkeiten wie Franz von Assisi haben wir im Moment in der Kirche zu wenige», findet Prelicz. «Eine gesunde Art von Radikalität wäre Vorbild, täte gut und würde vielen Menschen Mut machen, für ihren Glauben einzustehen.»



«Pace e Bene»: Uraufführung am Samstag, 22. September, 20 Uhr, Klosterkirche Ingenbohl. Weitere Daten: Sonntag, 23. September, 17 Uhr, ref. Chilezentrum Schwyz; 20. Oktober, 20 Uhr, ref. Kirche Wilen, Wollerau

Annette Meyer zu Bargholz

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