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Lust auf Kirche das wollen Jugendliche!

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01.01.2016
Über vierzig Jugendliche aus dem Kanton Baselland folgten dem Aufruf ihrer Kirchgemeinden und reisten Mitte August zur ersten reformierten «Jugendsynode» nach Liestal. Die jungen Menschen forderten mehr Bewegung und Dynamik einen Wandel in der reformierten Kirche.

An der «Jugendsynode» trafen religiös eher distanzierte Teilnehmende, die vielleicht an Weihnachten in die Kirche gehen, mit Jugendlichen, die sich in der «Jungschi» regelmässig aktiv in der Kirche engagieren, zusammen. So wurde von den Workshopleitenden eine weite Bandbreite an Interessen und Erfahrungen aufgenommen. Diese Differenzen führten auch dazu, dass es zuerst Erklärungen darüber brauchte, was die Kirchgemeinden überhaupt anbieten.
Die «Jugendsynode» war Resultat der Aussprachesynode 2011, in der die Abgeordneten mit grosser Mehrheit für 2012 das Thema «Jugend und Kirche» wählten und Weitsicht bewiesen. Will die Kirche weiterexistieren, muss sie Interessen der Jungen aktiv aufgreifen. In den Sonntags­gottesdiensten nehmen kaum Jugendliche teil. Doch weshalb ist das so? Auf die brennenden Fragen, warum die Kirche die Jugendlichen heute nicht mehr zu erreichen scheint und was die jungen Menschen von der Kirche wollen, sollte die «Jugendsynode» in fünf Workshops Antworten suchen.
Die Jugendsynode ist ein erster Versuch in dieser Art im Kanton Baselland. In anderen Kantonen, wie zum Beispiel Aargau und St. Gallen, haben solche Veranstaltungen schon erfolgreich stattgefunden.
Auf Knopfdruck fiel es den Teilnehmenden schwer, konkrete Erwartungen und Änderungsvorschläge an die reformierte Kirche zu formulieren. Für viele Jugendliche war klar, dass die Kirche sich wandeln müsse, damit sie in fünfzig Jahren noch bestehen kann. Denn Glaube kann auch sonst ausgelebt werden und die Jugendlichen sollten Lust haben, in die Kirche zu kommen.
Die Organisatoren begegneten dieser Herausforderung, indem sie mit den Jungen bereits vorhandene Angebote diskutierten und sie untereinander zum Erfahrungsaustausch anregten.
Die Teilnehmenden beschwerten sich darüber, dass in vielen Kirchgemeinden zwar Reisen, Kaffeekränzchen und Vortragsreihen angeboten werden, aber das Angebot nur ältere Menschen anspreche. Die jungen Menschen wünschten sich eine dynamischere, bewegte Kirche, die Film-abende mit Diskussionen organisiert, in der es Raum für Bandproben gibt und Gottesdienste am Sonntagabend stattfinden. Sie wünschen sich lebendige Gottesdienste, die auf sie zugeschnitten sind.
In der Musik sehen viele eine Chance, ihren Bedürfnissen zu begegnen. So wünschen sich Teilnehmende auch endlich ein neues Kirchengesangsbüchlein mit Liedern, die sie berühren.
Die Jungen glauben jedoch nicht, dass die Gottesdienstgestaltung von Freikirchen, mit Popmusik und charismatischen Shows eine Alternative wäre. Das treffe heute vielleicht zum Teil den Nerv der Zeit, aber ob es langfristig hält, ist für sie fraglich. Die reformierte Kirche verfüge über eine lange Erfahrung darin, Menschen zu erreichen, sie sollte diese aktiv nutzen, so der Tenor. Auch heute gibt die Kirche aus Sicht der jungen Menschen auf existenzielle Fragen zum Leben Antworten.
Ein grosser Anteil der Jugendlichen ist erst im Konfirmationsunterricht näher mit der Kirche in Berührung gekommen und hat dort erfahren, dass die Kirche nicht nur ein Ort für alte Menschen ist, sondern auch viele soziale Aufgaben wahrnimmt. Für viele entschieden die Erfahrungen, die sie mit der unterrichtenden Pfarrperson machten, über ihr Interesse und ihre Beziehung zur reformierten Kirche. Bei den Teilnehmenden waren diese wohl positiv, denn sie opferten ihren Samstag, um bei diesem Versuch mitzuwirken.
Die Erkenntnisse aus der Jugendsynode werden an der Aussprachesynode vom 13. September auf dem Leuenberg präsentiert.



Bedürfnisse und Forderungen
An der Baselbieter «Jugendsynode» konnten Jugendliche aus dem ganzen Kanton ihre Erfahrungen und Bedürfnisse im Zusammenhang mit der Kirche offen äussern. Eine Kommis­sion der kantonalen Synode bereitete den Anlass vor. Die fünf Workshops wurden von Pfarrpersonen, Jugend­arbeitern und fachkundigen Jugendlichen geleitet.

Noemi Jenny

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