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Bässlergut: Kirchen geben gute Noten

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01.01.2016
Während eines Kurzbesuchs im Ausschaffungsgefängnis im Bässlergut erhielten Kirchen­vertreter einen guten Eindruck. Probleme orten sie eher beim Asylverfahren.

Drei Stunden dauerte der Kurzbesuch von Münsterpfarrer und Kirchenratspräsident Lukas Kundert, Co-Dekan und Pfarrer Ruedi Beck sowie Michael Bangert, christkatholischer Pfarrer an der Predigerkirche. «Zu kurz, um eine fundierte Beurteilung abgeben zu können», sagt Lukas Kundert klar. So stehen die Aussagen unter dem Gesichtspunkt des ersten Eindrucks. Und dieser fiel bei den drei Seelsorgern sehr positiv aus. «Die Klarheit der Organisation im Ausschaffungsgefängnis sorgt dafür, dass Konflikte vermieden werden können», sagt Michael Bangert. Diese Klarheit schaffe auch Vertrauen, das im Verhältnis der Insassen zur ökumenischen Gefängnisseelsorgerin Franziska Bangerter-Lindt gut spürbar sei.
Münsterpfarrer Lukas Kundert war erstmals im Ausschaffungsgefängnis. Nach dem beklemmenden Eintritt durch eine doppelte Schleuse eröffnete sich ihm eine «neue Welt». Eine, die er als «sauber, ja geradezu clean» bezeichnete. Dass im Gefängis eine Werkstatt vorhanden ist, in der auch gefährliche Werkzeuge benutzt werden können, zeuge davon, dass hier ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Personal und Insassen herrsche. Ruedi Beck erkennt im verantwortungsvollen Vollzug und dem respektvollen Umgang mit den Insassen eine anerkennenswürdige Leistung.

Offene Frage
Trotz guter Organisation und respektvoller Betreuung bleibt aber eine Frage offen, die alle drei Kirchenvertreter formulieren: «Für die Insassen ist oft nicht verständlich, weshalb sie im Gefängnis sitzen. Vorab in einem Land, das sie in einem Atemzug mit den Menschenrechten nennen.» Für die Gefängnisseelsorgerin liegt das Hauptproblem aber nicht im Strafvollzug, «weil hier der gesetzliche Auftrag klar ist», sondern im Asylverfahren selbst. «Das schwierigste für die Asylsuchenden ist die lange Zeit, bis ein endgültiger Entscheid vorliegt», sagt Franziska Bangeter. Dem pflichten auch die Kirchenvertreter bei. (Neu sollen für Asylsuchende aus dem Balkan Entscheide innert 48 Stunden gefällt werden).
In seiner Seelsorgetätigkeit erlebt Ruedi Beck die oft problematische Situation der Asylsuchenden. Und hierin sind die Kirchen gefordert und liegt ihre Aufgabe. Ihre Präsenz im Ausschaffungsgefängnis, in der Empfangsstelle (Ökumenischer Seelsorgedienst für Asylsuchende OeSA) sowie durch die Seelsorgetätigkeit in den Pfarreien und Kirchgemeinden helfe mit, dass die Betroffenen mit ihren Anliegen Gehör fänden und Missbrauch beanstandet werden könne, lautet der Tenor der drei Kirchenvertreter.

Franz Osswald

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