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Kirche auf Brautschau

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01.01.2016
Geheiratet wird nach wie vor. Doch in den letzten Jahren immer weniger in der Kirche. Deshalb knüpfen die Baselbieter Kirchen an der Hochzeitsmesse Kontakte mit heiratswilligen Paaren und werben so für die kirchliche Trauung.

Ganz in Schwarz, dekoriert mit goldenen Bilderrahmen so präsentiert sich der Stand der Baselbieter Kirchen an der Hochzeitsmesse «Für immer» am Bettag in Muttenz. Ein Kontrapunkt zum dominierenden Weiss. Schwarz hat auch bei Hochzeiten Tradition: Unsere Grosseltern und Urgrosseltern trugen schwarze Brautkleider. Dass man damals in der Kirche heiratete war selbstverständlich. Auch dass der Ehebund ein Leben lang währte.

Am Stand der Kirchen wird nichts verkauft
Die Zahl der Trauungen, die in der Kirche gefeiert werden, geht stetig zurück. Im Jahr 2002 heirateten in der reformierten Kirche Baselland knapp 300 Paare. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der kirchlichen Trauungen bei rund 200 eingependelt.
Angesichts dieser Zahlen haben die Kirchen im modernen Hochzeitsgeschäft keinen leichten Stand, zumal sie nichts verkaufen. Trotzdem präsentieren sie sich an der Hochzeitsmesse zwischen Versicherungen, Juwelieren, Friseuren und Confiserien. Nur ein paar Stände weiter bietet die selbständige Theologin Rosmarie Brunner «massgeschneiderte Feiern für Paare» an. Wer sich nicht in einer Kirche einmieten möchte, kann sich im Weinberg trauen lassen oder an einem anderen Lieblingsort. Dies hat allerdings seinen Preis: 2000 Franken kostet eine Trauung mit der Ritualgestalterin.

An christliche Tradition anknüpfen
Was hat die Kirche gegen diese Konkurrenz anzubieten, ausser dass die Trauung in der eigenen Kirchgemeinde kostenlos ist? «Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz», versichern Rosmarie Brunner und Pfarrer Hans-peter Plattner aus Muttenz. Die freie Theologin sieht ihr Angebot als Ergänzung. Die Paare, die zu ihr kommen, seien der Kirche entfremdet, oft gar nicht mehr Mitglied einer Landeskirche, sagt sie. «Die meisten Paare wünschen sich dennoch eine traditionelle Trauung, aber ohne starre Formen», erklärt Rosmarie Brunner.
Gegen eine Hochzeit unter freiem Himmel hat Hanspeter Plattner nichts einzuwenden, solange der Ort stimmt. Er betont, dass ein Paar mit der kirchlichen Heirat seine Verbundenheit zur Gemeinde zum Ausdruck bringt. Für den reformierten Pfarrer ist es wichtig, dass der Raum, in dem er die Trauung vollzieht, einen Anknüpfungspunkt zur christlichen Tradition hat. Deshalb traut er Heiratswillige am liebsten in der Kirche. Hanspeter Plattner legt viel Wert auf ein intensives Traugespräch. Leere Formen mag auch er nicht: «Alle Gesten und Abläufe haben einen inneren Gehalt.»

Karin Müller

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