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Religion ist immer auch Politik

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01.01.2016
Politik auf der Kanzel? In der Kirchgemeinde Höfe halten Politiker unterschiedlichster Couleur am Bettag die Predigt. In diesem Jahr SVP- Ständerat Peter Föhn.

Ständerat Peter Föhn erlebte am Buss- und Bettag eine Premiere: Erstmals predigte der katholische Politiker auf einer reformierten Kanzel. Die Kirchgemeinde Höfe hat den Schwyzer Ständerat angefragt. Föhn habe sofort zugesagt, erzählt Pfarrer Klaus Hennig Müller. Dem Politiker ist die Kirche nicht fremd. Zehn Jahre lang erteilte Peter Föhn an der Oberstufe Religionsunterricht, verrät er auf Anfrage. Meist habe man ihm die schwierigen Klassen zugeteilt.
Im Vorfeld war der Gottesdienst dezidiert als «politisch» angekündigt. Politik in der Kirche? Seit Jahren wettern rechte Kreise gegen das Politisieren auf der Kanzel. Und einzelne Stimmen aus dem liberalen und linken Lager fordern die Trennung von Kirche und Staat. Für Pfarrer Klaus Henning Müller steht gerade der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag als Symbol für die gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirchen in der Schweiz.
Aus diesem Grund lädt die Kirchgemeinde Höfe am Bettag Schwyzer Politiker zur Predigt ein. Letztes Jahr Alt-Regierungsrat Armin Hüppin von der SP, vor zwei Jahren den damaligen FDP-Regierungsrat Peter Reuteler. Für die Mesnchen war dies nie ein Problem, meint Henning. Im Gegenteil, sie schätzten die Auftritte. Die Politikgrössen zeigten sich auf der Kanzel auch von ihrer privaten Seite, wenn sie über ihren eigenen Glauben berichteten.
«Es gibt keine Religion, die ­keine politischen Auswirkungen hat»
Für Henning Müller macht die Forderung, Religion sei Privatsache, keinen Sinn. Gerade die Diskussionen um den Islam und die Unruhen in den muslimischen Ländern zeigten, dass dies nicht stimme. « Es gibt keine Religion, die keine politischen Auswirkungen hat», so der Höfner, «wie auch Politik immer mit Religion zu tun hat.» Denn wie in der Politik gehe es auch im Glauben um Werte und Haltungen. Und unsere Gesellschaft basiere auf einem christlichen Fundament. Massgebend sei heute nicht die Verbannung des Religiösen ins Private, sondern die gute Gestaltung der Beziehung zwischen Kirche und Staat.
In seiner Bettagspredigt thematisierte Peter Föhn die Verantwortung in der Gesellschaft. Es sei einfach, über die Politik oder die Kirche zu wettern und zu glauben, der «Staat oder der Herrgott werde es dann richten». Ohne Verantwortungsträger gehe es nicht. Das fange schon in der kleinsten Zelle, der Familie an, meinte Föhn, der in einer Bauernfamilie mit neun Kindern im Muotathal aufwuchs. Da musste jeder ran und mithelfen. Föhn wuchs an diesen Aufgaben. «Jedes Kind ist doch glücklich, wenn es etwas selbständig machen kann.»
Für den Ständerat bedeutet Kirche «am Weg, den der Herrgott zeigt, mitzuarbeiten». Das gelinge nur, wenn alle miteinander Hand anlegten. Der Pfarrer allein werde es nicht richten können. «Ohne dieses Engagement in Politik, Kirche und Gesellschaft müssen wir in der Schweiz unseren Lebensstandard zurückschrauben.»

Tilmann Zuber

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