Die Reform ist aufgegleist
Froh und sichtlich erleichtert zeigte sich der Kirchenrat am Ende der langen und intensiven Diskussion. Die ausserordentliche Synode hat am 19. September in Neuhausen seiner Reformvorlage mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Die Vorlage entlastet den Finanzhaushalt und soll ihn aus dem strukturell begründeten Defizit führen. Sie zielt darauf ab, dass die kleinen der heute 30 Kirchgemeinden in Zukunft in Form von Pastorationsgemeinschaften zusammenarbeiten oder sich zu grösseren Kirchgemeinden zusammenschliessen.
Anspruchsvoller Prozess
Die Synode mutet damit den Kirchgemeinden einen anspruchsvollen Umgestaltungsprozess zu. Kernpunkt der Vorlage ist ein Stufenmodell, das die Zuteilung der Pfarrstellenprozente für die einzelnen Kirchgemeinden neu in 25-Prozent-Schritten bemisst: rund 525 Stellenprozente werden so gespart. Mit wenigen Ausnahmen müssen alle Kirchgemeinden Kürzungen zwischen 10 und 35 Stellenprozenten hinnehmen. Die Synode beauftragte die Kirchgemeinden, Zusammenarbeit zu prüfen und zu entwickeln. «Die Vorlage ist nicht die Lösung, sondern der Weg zur Lösung», betonte Kirchenratspräsident Frieder Tramer. Die Vizepräsidentin Sabine Dubach stellte vor, wie die kantonalkirchlichen Stellen inklusive diejenigen des Kirchenrates auch um einen Fünftel reduziert werden.
Sorge um die Pfarrpersonen
In der Diskussion kamen auch Befürchtungen zur Sprache. Verschiedentlich erfolgten Anträge, die Liste zur neuen Berechnung der Stellenprozente und damit die Kürzungen abzumildern. Die Mehrheit folgte aber dem Votum, dass das zu erzielende Budget keinen Spielraum dazu lasse. Mehrmals wurde die Sorge laut, was mit den Pfarrpersonen geschehen solle, welche Stellenprozente verlieren. Dazu konnte der Kirchenrat keine Antwort präsentieren. «Ich weiss im Moment noch nicht, wie wir das lösen», so Frieder Tramer «ausser dass wir sicher auf alle zugehen und sie über ihre Möglichkeiten und Wünsche befragen müssen.» Dekan Andreas Heieck liess von Seiten des Pfarrkonvents ausrichten, dass die Mehrheit der Pfarrerinnen und Pfarrer die Reformvorlage gutheisse.
Bestehen bleibt der Beitrag an die Entwicklungszusammenarbeit: Die Synode folgte am Schluss mit knappem Mehr dem Antrag des Kirchenrates, den Steuerprozentanteil von 0,8 Prozent zu belassen. Durch die prozentuale Anbindung an die Steuern werde bei sinkenden Einnahmen automatisch an der Entwicklungshilfe gespart. Ein Antrag, das Pensum der Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklung (OeME) zu kürzen, unterlag.
Der Reformprozess geht weiter. Wenn möglich bereits im Dezember soll für die Kirchgemeinden eine grosse Konferenz stattfinden. Eine nächste ausserordentliche Synode ist für nächsten Frühling angekündigt.
Barbara Helg