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Zeichen der Solidarität

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01.01.2016
Der Brand eines grossen Stalles in Herbetswil erschütterte Mitte August die Schweiz. Zwei Familien verloren die meisten ihrer Tiere und stehen vor einer unsicheren Zukunft. Mit einem Sammlungsaufruf ruft die Kirchgemeinde Thal zur Solidarität auf.

Als Alfred Aebersold am Morgen des 18. Augusts das Fen­ster öffnete, roch er sofort, dass es in Balsthal gebrannt hatte. «Ich dachte an ein kleines Feuer im Dorf», erzählt der Pfarrer. Doch der Geruch, der über dem ganzen Tal lag, kam aus Herbetswil. In der Nacht war dort ein Stall bis auf die Grundmauern abgebrannt. Mehrere Kühe konnten noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr nach aussen getrieben werden. Doch für die meisten kam jegliche
Hilfe zu spät. Später mussten einzelne Tiere eingeschläfert werden. Zu gravierend waren die Brandverletzungen. Von den 75 Kühen und Kälbern kamen 63 im Flammeninferno ums Leben.
Vor sieben Jahren hatten die Familien Meier und Gerber die 8o Meter lange Betriebshalle für die Tiere gebaut. Vieles in Eigenleistung, erzählt Verena Gerber, die noch immer unter Schock steht. Das Gebäude und der Maschinenpark bildete die Grundlage der Tierhaltergemeinschaft der beiden Familien. Als Ursache ermittelte die Feuerpolizei einen technischen Defekt.

«Zum Glück wurde niemand verletzt»
Verena Gerber ist über dieses Untersuchungsergebnis erleichtert: «Zum Glück ist niemand daran schuld oder beim Brand gar verletzt oder getötet worden.» Die Bilder vom zerstörten Stall und den getöteten oder verletzten Tieren verfolgen sie bis heute. «Man hat ja eine Beziehung zu den Kühen und Kälbern», erzählt sie. An ihrem traurigen Blick merke man, wie es um sie stehe. «Das sind ja auch Lebewesen mit einer Seele.»
Der Brand hat Gerbers besonders getroffen, weil vor 23 Jahren ihr Hof schon einmal den Flammen zum Opfer fiel. Damals, als der Feuerteufel umging, lebten sie im Aaretal. Verschiedene Bauernhäuser wurden angezündet. Der Brandstifter konnte nie ermittelt werden. Verena Gerber hat noch heute das Brüllen der sterbenden Tiere in den Ohren.

Die Hilfe ist doch selbstverständlich
Für Alfred Aebersold ist es selbstverständlich, dass die Kirchgemeinde Thal die Familien Meier und Gerber unterstützt. Das sei grundevangelisch. Es heisse doch bei Paulus «freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.» Die Betroffenheit sei in der ganzen Gemeinde zu spüren, erzählt Aebersold. Da wollte die Kirche ein Zeichen der Solidarität setzen und den Leuten die Möglichkeit zum Helfen geben. Spontan beschloss der Kirchenrat, dem Kirchenboten einen Einzahlungsschein beizulegen. Natürlich könne man nicht den ganzen Schaden decken, aber ein wichtiges Zeichen der Solidarität setzen. Grosse Anteilnahme erlebte Verena Gerber in den letzten Tagen auch im Dorf: Da eine innige Umarmung, dort ein «Gespräch, das mir gut tat».
Im Moment ist die Zukunft ungewiss. Hans-Jürg Gerber ist 59 Jahre alt. Ein Alter, in dem sich andere schon mit ihrer Pensionierung auseinandersetzten, meint Pfarrer Aebersold. «Da nochmals neu anfangen?» Ihr Mann habe doch nie etwas anderes gemacht als bauern, fügt Verena Gerber an, «Das ist sein Leben!»


Konto der Sammelaktion: Berner Kantonalbank 30-106-9,
CH61 0079 0042 9203 3497 4

Tilmann Zuber

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