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Die Macht der Bilder

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01.01.2016
Bilder machen Bibeln nicht nur zu kostbaren Sammlerobjekten. Sie schmücken die Geschichten aus und verleihen ihnen eine zusätzliche Dimension, auch im bilderfeindlichen Protestantismus.

Bilder können Kinderseelen nachhaltiger beeindrucken als Erzählungen. Zum Beispiel wenn sich in der Darstellung der Schöpfungsgeschichte der Kopf einer gewaltigen Schlange über den winzigen Gestalten von Adam und Eva drohend erhebt. Doch die «Macht der Bilder» wirkt auch auf die Erwachsenen. Seit dem Mittelalter werden Bibeln mit Bildern verziert. Die aktuelle Ausgabe der Zürcher Bibel etwa schmücken die farbenfrohen Illustrationen des Basler Kunstmalers Samuel Buri.

Von Zwingli bis Hundertwasser
Eine Ausstellung in Therwil beschäftigt sich mit den «Bilderbibeln von gestern bis heute». Der Kunsthistoriker Johannes Stückelberger stellt an der Vernissage Bilderbibeln von der Reformation bis zur Gegenwart vor: von Zwinglis Froschauerbibel über die Lutherbibel, die Merianbibel, die Bibeln von Julius Schnorr von Carolsfeld, Gustave Doré, Felix Hoffmann, Chagall und Hundertwasser bis zu jüngeren Kinderbibeln.
«Ich möchte zeigen, dass es längst vor den heutigen Kinderbibeln illus­trierte Bibeln gab, und zwar vor allem im Protestantismus», betont Stückelberger. Wie die Bilder die biblischen Geschichten deuten und wie sich diese Auslegungen im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben, zeigt er an den Darstellungen der Schöpfungsgeschichte. Die Schöpfungsdarstellungen seien insofern besonders interessant, als sich in ihnen die Weltbilder der jeweiligen Zeit spiegelten. Ausserdem, so erklärt der Kunsthistoriker, hätten die Künstler eine Antwort finden müssen auf die Frage: Wie stelle ich Gott dar?
Als seine Lieblings-Bilderbibel bezeichnet Johannes Stückelberger die Büchlein von Kees de Kort, die ihn besonders überzeugen: «Die Darstellungen darin kann man einfach nur gern haben. Zum Beispiel den Abraham, der in den riesigen Sternenhimmel schaut. Die Bilder vermitteln Zuversicht und Staunen, und was ist Glauben anderes?»
Heute können Eltern aus einer Fülle an illustrierten Kinderbibeln wählen. «Das gab es in meiner Jugend noch nicht», erinnert sich Johannes Stückelberger. «Ich bin einzig und allein mit der Bilderbibel von Schnorr von Carolsfeld aufgewachsen. Meine Eltern fanden die Bibel vor allem vom Gottesbild her, das sie vermittelt sicher schrecklich», erzählt er. «Aber ich habe sie trotzdem irgendwann in unserer Bibliothek entdeckt und habe Sonntage damit verbracht, die Bilder anzuschauen.»
Das Faszinierende an dieser Bibel sei, dass sie ohne Text auskomme und dass man trotzdem sofort verstehe, worum es in den Geschichten geht: «anhand der Schauplätze, der Gesten, der Blicke».





Bilderbibeln von gestern bis heute. Ausstellung, 13. bis 21. November, Vernissage: 13. November, 19.30 Uhr, reformiertes Kirch­gemeindehaus «Güggel», Hinterkirchweg 23, Therwil



Zum Bild: Adam und Eva, bedroht von der bösen Schlange. Aus der Kinderbibel von Regine Schindler.

Karin Müller

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