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Echte Rituale statt Worthülsen

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01.01.2016
Zeitgeschehen: Der Trend nach Ritualen.

Wenn es langweilig wird in der Ehe, dann ist es für die Psychologin Zeit, neue Rituale einzuführen. Es gibt heute nichts, das nicht ritualisiert werden kann: Pensionierung, Tod oder sogar der Bezug einer neuen Wohnung vom Auszug aus der alten nicht zu sprechen.

Im Angebot der Ritualdesigner, eines neuen Trendberufes, finden sich gemeinsame Abende mit Freunden, nächtliche Kerzenwanderungen an Kraftorte und das Durchschneiden von Bändern. Sicher, Bewegung und Ernährung können zu einem neuen seelischen Gleichgewicht führen, aber darauf kann man auch selbst kommen.
Rituale sind en vogue. In einer immer unübersichtlicheren Welt suchen die Menschen Halt.

Viele Menschen haben Sehnsucht nach Formen, die etwas Ordnung ins Leben bringen und von denen man sich eine seelische Stabilisierung erhofft. Die Sehnsucht ist da, aber die für ihre Stillung angebotenen Rituale sind meistens banal. Eigentlich sind sie nur Freizeitgestaltung. Es fehlt ihnen der Inhalt, die Geschichte und die Tradition, sie sind bloss Worthülsen.

Hier hat die Kirche die Chance, mit ihrer über 2000-jährigen Geschichte und einzigartigen Botschaft, in die Bresche zu springen. Alle Religionen auf der Welt verbinden vier Dinge: Den Glauben, die Gemeinschaft, den Ritus und das Ritual. Der Ritus ist eine vorgegebene Ordnung für die Durchführung einer religiösen Handlung, das Ritual eine feierliche Handlung mit hohem Symbolgehalt.

Kennen Sie, abgesehen von Taufe und Abendmahl, einen reformierten Ritus? Leider wurden während der Reformation die alten Riten abgeschafft. Eigentlich schade. Es gibt ein ganz einfaches Ritual, das mehr sagt, als alles andere: das Niederknien. Es zeigt Demut gegenüber Gott. Für Paulus ist es sogar die Geste, mit der wir uns Bekennen. Ein anderes ist das Glaubensbekenntnis, das vielerorts im Gottesdienst wieder gemeinsam gesprochen wird.
Ich wünsche mir für uns Reformierte, dass wir vergessene Rituale wiederbeleben. Ich bin überzeugt, dass dies in Zeiten, in denen sich viele Menschen nach Sinnstiftung sehnen, nicht nur mir entgegenkommen würde.

Philippe Welti

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