Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Hilfswerke hoffen auf «weniger Klamauk»

min
01.01.2016
Nach Kritik der Hilfswerke an der Sammelaktion «Jeder Rappen zählt» soll deren Arbeit in diesem Jahr mehr in den Vordergrund rücken.

Es gibt kaum ein Entrinnen: Am 17. Dezember startet zum vierten Mal die Spendenaktion «Jeder Rappen zählt», JRZ, von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und Glückskette. Sechs Tage lang wird die Sammelshow live in einer Glasbox auf dem Luzerner Europaplatz produziert und rund um die Uhr auf SF2 und DRS 3 übertragen. Längst zum Megaevent mutiert, zieht das Spektakel Besucher aus der ganzen Schweiz an. Primarschulklassen, Hebammen oder Bürolisten öffnen für einen kurzen Auftritt vor dem Mikrofon gern ihre Portemonnaies. 2013 kamen für «Mütter in Not» 7,2 Mio. Franken zusammen, diesmal steht der Zugang zu sauberem Trinkwasser im Fokus.

«Willkürliche Themenwahl»
Das mediale Grossaufgebot stösst aber nicht überall auf Gegenliebe. Neben von der Omnipräsenz genervten Zeitgenossen waren in den vergangenen Jahren auch die Hilfswerke unzufrieden. Und das, obwohl die der Glückskette angeschlossenen Werke von den Einnahmen profitieren. Die Vorwürfe: «Willkürliche Themenwahl» und «mangelnde Koordination».
Kurz vor Weihnachten ist Haupt-Sammelzeit für alle Hilfswerke. Auch wenn JRZ laut Machern eher ein jüngeres Publikum und somit neue Spenderschichten anspricht, ist der Gesamtspendenmarkt nicht unendlich erweiterbar. Zudem steigt der Werbedruck auf die klassischen Hilfswerke, wollen sie der medialen Dauerpräsenz von JRZ etwas entgegensetzen, erklärt Walo Bauer-Hug, Vorsitzender der Konferenz der Präsidenten grosser Hilfswerke, KPGH, und Stiftungsrat von Fastenopfer.
Die KPGH, die 22 Organisationen von Caritas über HEKS bis zum WWF vertritt, suchte darum das Gespräch mit den SRF-Verantwortlichen. «Es wurden Verbesserungen zugesagt», berichtet Bauer-Hug. «Uns ist wichtig, dass die Arbeit der einzelnen Hilfswerke, die in der Stiftung Glückskette zusammengeschlossen sind, mehr in den Vordergrund rückt. Wir wünschen uns weniger Klamauk, dafür mehr Sensibilität. Dies soll durch mehr Interviews mit Hilfswerksvertretern nun auch geschehen.» Ein weiteres KPGH-Anliegen sind vergünstigte Werbepreise für Hilfswerke vor Weihnachten. «Hier warten wir noch auf einen Entscheid», so Bauer-Hug.
Oft geäusserte Befürchtung ist auch, dass stillere Spendenaktionen untergehen. Das kleine Hilfswerk «Wasser für die 3. Welt» (W-3-W) verbreitet eine fussbetriebene Bewässerungspumpe, die in Entwicklungsländern hergestellt werden kann. «Unsere Spender unterstützen die Projekte langfristig, weil sie davon überzeugt sind», so Heini Steinlin, W-3-W-Präsident. «Wir haben keine Angst, dass uns wegen JRZ Spenden entgehen.»

Annette Meyer zu Bargholz

Unsere Empfehlungen

«Einer muss den ersten Schritt machen»

«Einer muss den ersten Schritt machen»

Der muslimisch-jüdische Dialog scheint seit dem Terrorangriff der Hamas schwierig. In Basel fand nun eine Premiere statt: Jüdische und muslimische Gläubige haben erstmals ihren Fastentag gemeinsam mit einem koscheren Essen beendet.
Wenn das Leben allzu glatt läuft …

Wenn das Leben allzu glatt läuft …

Viele Menschen sind auf der Strasse. Sie sind in Feststimmung, denn das Passafest steht bevor. Das römische Militär ist in Alarmbereitschaft. Menschenansammlungen sind gefährlich für Unrechtsregime. Das war damals in Jerusalem so und ist es auch heute. Ein Gastbeitrag von Martina Tapernoux.