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«Gemeinschaft hilft, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken»

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01.01.2016
Angst vor Umweltkatastrophen, vor Überfremdung, um die eigene Gesundheit: Die Menschen sollten stattdessen der Hoffnung einen grösseren Platz im Leben einräumen, empfiehlt Zukunftsforscher Andreas Walker.

Herr und Frau Schweizer haben Angst: Die stärkste Bedrohung geht dabei, wie schon in den Vorjahren, von der Umweltproblematik aus gefolgt von der Angst um physische Unversehrtheit, vor Entfremdung und kultureller Bedrohung, vor Verarmung und schliesslich der Angst vor Isolation. Das ergibt das aktuelle Angstbarometer, mit welchem das Zürcher Marktforschungsinstitut gfs jährlich am Jahresende das Bedrohungsempfinden von Deutsch- und Westschweizern ermittelt.
«In unserer Gesellschaft räumen wir der Angst einen viel zu grossen Platz ein», findet And­reas Walker, Zukunftsforscher aus Basel. «Wir nennen sie zwar nicht so, sondern brauchen Begriffe wie Vorsicht, Vorsorge oder Realitätssinn. Dahinter steckt aber letztlich Lebensangst.» Um einen Kontrapunkt zu den Sorgen und Ängsten der Menschen zu setzen, fragt Walker in seinen Zukunftsstudien die Menschen gezielt nach ihren Hoffnungen ein Wissenschaftsgebiet, das im deutschsprachigen Raum nur stiefmütterlich behandelt werde, so der Forscher.
Seit 2009 führt Walker jährlich eine gros-se Umfrage zur Hoffnung der Schweizerinnen und Schweizer durch. Dabei fand er heraus, das Angst zunächst einmal ein Wirtschaftsmotor ist: Versicherungen, Militär und Finanzwesen aber auch Religionen profitieren davon, das Menschen Angst haben. Wer vorsorgt, gilt als vernünftig. Hoffnung zu haben, werde in der Gesellschaft eher belächelt, so Walker.
Seine Studien ergaben, dass die hoffnungsvollsten Menschen Familien und Paare sind, während Singles ganz klar ängstlicher seien. «Es ist eindeutig erwiesen, dass Einsamkeit hoffnungslos macht», sagt Walker. Das Eingebundensein in eine Gruppe helfe dabei, hoffnungsvoller in die Zukunft zu blicken. Freunde können hier durchaus Familienersatz sein, unter Arbeitskollegen erleben die Schweizer hingegen kein Gemeinschaftsgefühl.

Kirchen in der Pflicht
Für die Kirchen sieht der Forscher hier eine gros­se Chance: «Sie könnten Räume schaffen, wo einsame Menschen einen Ort der Beziehung finden», so Walker. Denn auch ihr Personal geniesst einen Vertrauensvorschuss: Pfarrpersonen rangieren bei der Nennung von Personen, «die in schwierigen Zeiten Hoffnung vermitteln sollen» weit vorn, ebenso wie auch Lehrer. Damit liegen sie vor Politikern oder Popstars, wie die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen.
«Kirche und Schule sind hier in der Verantwortung», meint Walker. «Hoffnung ist nicht Schicksal, sondern lässt sich aufbauen.» Durch Motivation und positive Bestärkung könne man Menschen Hoffnung regelrecht «beibringen». «Die dafür wichtigen Gemeinschaftserlebnisse und Gedankenanstösse kann auch eine Kirchgemeinde bieten», so Walker und merkt an: «Nach meiner Zählung enthält die Bibel mehr als 200 Stellen zum Thema Hoffnung und wie oft wird darüber gepredigt?»

Annette Meyer zu Bargholz

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