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Ausstellung: Koffer packen für die letzte Reise

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01.01.2016
Bücher, Fotos, Lipgloss, eine Uhr vielleicht aber auch gar nichts. Was packen Menschen für ihre letzte Reise in den Koffer?

Müsste Heidi Müller einen Koffer für die letzte Reise packen, bliebe dieser leer. «Ich würde nichts einpacken, in dem Wissen, dass dort, wo ich hingehe für alles gesorgt ist», sagt die Luzerner Lukas-Pfarrerin. So wie die Theologin haben sich 102 prominente und nicht-prominente Menschen auf Bitte des deutschen Bestatters Fritz Roth mit dem eigenen Tod auseinandergesetzt. Sie packten einen Koffer mit den Dingen, die sie auf der Reise aus diesem Leben begleiten könnten. Herausgekommen ist das Kunstprojekt «Ein Koffer für die letzte Reise». Zum ersten Mal ausserhalb Deutschlands ist die Ausstellung im Januar in Luzern zu sehen auf Initiative der katholischen Kirche. Sie ist eingebettet in ein umfangreiches Begleitprogramm, an dem auch die reformierte Kirche beteiligt ist.
«Viele Menschen verdrängen den Tod», erzählt Heidi Müller. Sprachlosigkeit im Zusammenhang mit dem Sterben ist etwas, das sie in Trauergesprächen oft feststellt. «Ich erlebe Kinder, die mit ihren betagten Eltern nie über die Art der Abdankung oder Bestattung gesprochen haben. Die Ausstellung kann da ein guter Einstieg für ein Gespräch sein», so die Seelsorgerin. Gemeinsam mit der Theologin Barbara Lehner informiert sie im Begleitprogramm der Ausstellung, wie sorgfältiges Gestalten von Ritualen und Trauerfeiern das Abschiednehmen erleichtert.
Sinn der Rituale sei es, den Tod begreiflich zu machen, Abschied nehmen möglich zu machen, Gefühle auszudrücken und eine Perspektive zu bieten, erklärt Heidi Müller. Aufbahrung, Abdankung, eine gestaltete Beisetzung auf dem Friedhof und Totengedenken am Ewigkeitssonntag sind kirchliche Rituale, die Trauernden helfen können, ihren Schmerz zu verarbeiten. «Trauer braucht Zeiten und Orte», so Heidi Müller, die sich darum auch gegen die Privatisierung von Tod, zum Beispiel durch Mitnahme der Urne nach Hause, wendet. «Ein Friedhof ist ein Ort der Erinnerung und ein Ort, wo Lebende über den Tod nachdenken können.» Dies gelte nicht nur für die nächsten Angehörigen, sondern auch für andere Menschen.
Ausstellungsinitiant Fritz Roth war, wie er im Begleitheft zur Ausstellung bekennt, «einigermassen» überrascht, dass so viele Menschen bereit waren, sich mit dem Thema «Tod» auseinander zu setzen: «Es gehört schon Überwindung dazu, sich mit dem Gedanken an die eigene Endlichkeit vertraut zu machen doch lässt man sich darauf ein, dann spürt man plötzlich was wichtig im Leben ist.»


Susanne Fröhlich, Bestseller-Autorin, hat unter anderem in ihren Koffer gepackt: Ein Familienfoto fürs Herz, ein Paket Pasta für die Stimmung, Nüsse fürs Hirn, Sudoku-Bücher gegen Langeweile, Lipgloss für mehr Glanz, ein Feuerzeug und Zigaretten für die kleine Sünde.|ZVG

Annette Meyer zu Bargholz

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